Eine musikalisch-poetische Reise

von Redaktion

Chiemgau-Orchester feiert 60-jähriges Bestehen mit Konzert im König-Ludwig-Saal

Prien – 60 Jahre Chiemgauorchester (CHO): Das Ensemble unter seinem musikalischen Leiter Matthias Linke feierte dies mit einer musikalisch-poetischen Reise. Vom Priener Hafen, vulgo König-Ludwig-Saal, ging es mit Felix Mendelssohn Bartholdys Konzertouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ ans Meer: Lautmalerisch dem gleichnamigen Doppelgedicht Johann Wolfgang von Goethes nachempfunden, fühlte man das Wechselspiel von Flaute (lang gehaltene Akkorde und gedämpfte Klänge) und auffrischender Brise (dem erst zaghaften Flötensolo folgt ein immer beschwingter aufspielendes Orchester).

Wieder
Land in Sicht

Beim Allegro maestoso war Land in Sicht, die glückliche Heimkehr wurde mit jubilierenden Trompetenfanfaren begrüßt, ehe wieder mit einem demonstrativen Diminuendo Ruhe einkehrte. Ruhe, die es auch brauchte, um sich für den nächsten Höhepunkt der Reise zu sammeln.

Das Alphorn-Capriccio von Rainer Bartsch (geb. 1964) entführte in eine musikalisch-opulente Klangwelt, bei denen man sich durch die archaisch anmutenden Klänge des 16 Naturtöne umfassenden Blasinstruments in den Bergen wähnte. Dabei macht das Alphorn durchaus auch im Konzertsaal klanglich „bella figura,“ was sich im Capriccio zeigte: klassische, romantische und expressionistische Melodien, gepaart mit großer dynamischer Bandbreite. Aus den warmen, tiefen Klängen des Alphorns – Wolfgang Diem glänzte mit sauberem Ansatz und technischer Souveränität – entfaltete sich reicher, satter Orchesterklang mit kapriziösen Wendungen inklusive Trillern auf dem Alphorn hin zu hymnischer Sättigung.

Als Zugabe gab es dann „Latin Jazz“ von Bartesch für zwei Alphörner (neben Diem erwies sich Dirigent Matthias Linke dabei als nicht minder begnadeter Alphornspieler) und vier Percussionisten: Das Publikum erhob sich zum Applaus.

Mit Anklängen an böhmische Volksmusik kehrte das Publikum wieder zurück in heimischere Gefilde: Antonin Dvoraks 8. Sinfonie spielte das CHO heiter und lebensfroh, dabei die ganze orchestrale Farbpalette auskostend. Das dunkle, warme Leuchten des in Tenorlage erklingenden ersten thematischen Gedankens und der naturlauthafte Einsatz der Flöte bereiteten das feurige Allegro vor, Matthias Linke war da treibende Kraft für edles und gemessenes Spiel.

Nach dem wehmütig-graziösen Walzer-Thema des Allegretto grazioso leiteten die festlichen Fanfarenklänge den Schlusssatz ein, der das von den Celli vorgetragene und in böhmischer Volksmusik wurzelnde Thema pointenreich variierte und mit einem temperamentvoll gespielten Finale endete. Da verzieh man dem CHO die kleinen Unsauberkeiten im Eifer des Gefechts gern. Was für ein Jubiläumsprogramm: eine verzaubernde bilderreiche musikalische Vielfalt und eine insgesamt großartige orchestrale Leistung.

Klack, Ring
und Kling

Nicht lange bitten ließ sich das CHO dann zu einer Zugabe: „The typewriter“ von Leroy Anderson – leichte Musik, aber schwungvoll und herausfordernd für den Bediener der Schreibmaschine. Gilt es doch, synchron zu den Orchesterklängen die Schreibmachine-typischen Geräusche – das Klackern der Tastatur, das „Ring“, wenn der Wagen zurückfährt und das „Kling“, wenn die Zeile zu Ende ist – auszuführen.

Harald Schulz glänzte hier als Beamter par excellence und stahl dem Orchester beinahe die Show. Das wiederum dann noch einmal all sein Können in der zweiten Zugabe aufbot: den Walzer aus Dvoraks 8. Sinfonie. Betörend schön. Man sollte sich schon jetzt das Kinderkonzert „Die Klänge des Wassers“ am 20. Februar und das Frühjahrskonzert am 11. Mai vormerken.

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