Leidenschaft und spielerische Eleganz

von Redaktion

Cellist Mischa Maisky und Würth Philharmoniker gastieren im Rosenheimer Kuko

Rosenheim – Ganz im Zeichen von Antonin Dvorák stand das Meisterkonzert der Würth Philharmoniker unter der Leitung von Claudio Vandelli im Kultur- und Kongresszentrum. Höhepunkt des Abends war neben Dvoráks Sinfonie e-Moll op. 7 „Aus der Neuen Welt“ sein Cellokonzert in h-Moll op. 104, in dem der lettische Cellist Mischa Maisky den Solopart spielte. Zunächst aber führten die Philharmoniker die Karneval-Ouvertüre op. 92 des böhmischen Komponisten auf.

Fesselnde
Dynamik

Bereits in den ersten Takten der Karneval-Ouvertüre spielte das große Orchester mit fesselnder Dynamik, Eleganz und Leidenschaft. Nach schmissigem und kraftvollem Beginn berührten sanft melodische Bläser und schwelgerische weiche Streicher, die den lebensfrohen Charakter der Komposition klangschön zum Ausdruck brachten. Die Einsätze waren exakt, das harmonische Miteinander der Instrumentalgruppen ein Genuss für den Hörer. Dirigent Vandelli verzichtete wohltuend auf Theatralik und Show, vielmehr hatte er das Orchester mit sparsamen Gesten souverän im Griff.

Das Cellokonzert von Dvorák lässt bei jedem Klassikliebhaber das Herz höher schlagen, bildet es doch eine Synthese aus sinfonischen und konzertanten Ansprüchen. Mischa Maisky gelang es glanzvoll, die hohen virtuosen Anforderungen im Kopfsatz zu erfüllen. Das Orchester spielte das Hauptthema zunächst verhalten, dann klangmächtig in epischer Breite. Maisky, der mit seinem Instrument förmlich zu verschmelzen schien, verzauberte das Publikum mit weit ausschwingenden Melodiebögen und zartem Vibrato. Sonore Klangschönheit strahlte das Horn im Seitenthema aus.

Melancholisch klagend begannen die Holzbläser das Adagio. Maisky spielte das traurige gesangliche Thema wunderbar innig, im aufwühlenden g-Moll Mittelteil voller Erregung und Leidenschaft. Bewegend waren das von drei Hörnern wieder aufgenommene Hauptthema und der Schluss, in dem Maisky mit zarten Holzbläserklängen eine klangvolle organische Einheit bildete.

Dirigent Vandelli entlockte dem Orchester zartestes Pianissimo ebenso mühelos wie kraftvolles Forte. Auf marschähnliche Rhythmen im Finale folgte ein berauschendes Solo von Maisky, das die Philharmoniker triumphal weiterführten. Schön anzuhören war der lyrische Dialog zwischen Cello, einzelnen Solobläsern und der Violine. Als Zugabe nach dem rauschenden Beifall spielte Maisky noch die Sarabande aus der Cellosuite Nr. 2 in d-Moll von Bach, die zu Dvorák einen puristischen Kontrast bildete.

Dvoráks Symphonie in e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ besticht durch zahlreiche, zum Mitsummen animierende liedhafte Passagen. In ihr erklingen folkloristische Elemente in einer einzigartigen Tonsprache und verbindet sich kunstvoll Rhythmik, Melodik und Harmonik. Das Orchester brachte im ersten Satz die Dramatik des mächtigen Hauptthemas meisterhaft zu Gehör. Böhmische Wehmut verströmten die Klarinetten, kraftvoll schmetterte das Blech, geschmeidig flirrten die Streicher.

Opernhafte
Dramatik

Ergreifend vor einem weichen Streicherteppich klang das Englischhorn im Largo, dessen wehmütig ruhige Melodik das Orchester raumfüllend intonierte. Im Scherzo hingegen, in dem ein volkstümlich tänzerisches Trio erklang, schien das Orchester vor Temperament und Kraft zu bersten. Opernhafte Dramatik kennzeichnete schließlich das Finale. Das Orchester durchmaß in diesem Satz noch einmal mit spielerischer Eleganz den vielfarbigen Klangkosmos Dvoráks, der mit Blechbläserakkorden grandios endete. Stürmischer Beifall des Publikums beschloss einen Konzertabend auf höchstem musikalischem Niveau.

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