Südliches Temperament trotzt dem Winter

von Redaktion

„Jamenco“ zauberte mediterrane Atmosphäre ins „Le Pirate“

Rosenheim – Draußen klirrende Kälte, drinnen mediterrane und südamerikanische Klänge – die Formation „Jamenco“ zauberte musikalische Wärme in den Raum. Bereits im Sommer hatte die Band um den Gitarristen Armin Ruppel den Platz gegenüber dem „Pirate“ im Rahmen des Bayerischen Jazzfestivals in eine andalusische Plaza verwandelt, jetzt war im kleineren Rahmen ein neues Heimspiel angesagt.

Unter den ersten Stücken fanden sich gleich zwei, mit denen auch „Café del mundo“ vor Kurzem eingestiegen waren: Astor Piazzollas „Libertango“ und „Oblivion“, ersterer rhythmisch geprägt, das zweite schmeichelnd im Anschluss an den fließend-feinen „Latin Lover“ von Joao Bosco. Das filigrane Spiel von Ruppel mit exzellenter Technik und Gespür für Timing wurde bestens unterstützt vom ruhenden Pol Sepp Aschbacher am Bass und einem am E-Piano wirbelnden Armin Woods, der in „Amor de conuco“ eine Gesangseinlage darbot. Der „Frevo Rasgado“ aus einem der besten Gitarrenalben aller Zeiten, der „Friday night in San Francisco“, brachte eine deutliche Temposteigerung mit in den spannenden Reigen, kontrastiert mit Stings „Fragile“ und einem Riesenapplaus für Armin Woods anrührenden Gesang.

Nach der Pause, in die es mit den Klassikern „Spain“ (Chick Corea) und „Concierto de Aranjuez“ ging, betrat ein besonderer Gast die Bühne. Spitzengitarrist Florian Opahle, der früher schon oft mit Ruppel konzertiert hat und mehrere Jahre mit „Jethro Tull“ unterwegs war, gab sich die Ehre – und präsentierte im Zusammenspiel mit Ruppel große Gitarrenkunst. So gelangen Stücke wie Antonio Carlos Jobims „Agua de beber“ in wunderbarem langen Fluss, die beiden spielten sich wechselweise in einen schönen Flow. Ruppel übernahm überwiegend den Rhythmus-Part, Opahle demonstrierte sein hohes solistisches Können mit komplexen Melodiesequenzen. Auch Opahle hatte ja bei den Sommer-Open-Air-Konzerten einen tollen Auftritt – schön, wenn er in der Region vielleicht wieder öfter zu hören ist.

Die beiden setzten noch eins drauf, mit dem virtuos dargebotenen „Entre dos aguas“, einer Komposition von Paco de Lucía. Nach dem höchst reizvollen halbstündigen Zwischenspiel dauerte es verständlicherweise etwas, die Intensität wiederzufinden. Doch das ursprüngliche Trio groovte sich wieder ein und holte zur Zugabe noch mal Flo Opahle mit dazu – der „Mediterranean Sundance“ aus der „Friday Night“ mit seiner unwiderstehlichen Magie bannte noch einige auf dem Weg zur Garderobe. Das Publikum im rappelvollen „Le Pirate“ war restlos begeistert. Andreas Friedrich

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