Ein kunterbuntes Krippenspiel

von Redaktion

Weihnachtskomödie mit Kultstatus am Theater Wasserburg

Wasserburg – Passend zur Adventszeit brachte das Theater Wasserburg die britische Komödie „Der Messias“ auf die Bühne. Schauspiel und Regie unterhielten mit exzellenter Situationskomik und zeigten sich dabei von ihrer besten Seite.

Mit dem Kultstück von Patrick Barlow hat der „Hype“ um das bevorstehende Christfest jetzt auch das Theater Wasserburg erfasst, allerdings weniger besinnlich als vielleicht angenommen. Denn dem Premierenpublikum wurde eine Persiflage auf das Fest der Liebe präsentiert, eine knallbunte Komödie mit einem Spaßfaktor, wie man ihn leider nur selten erleben darf.

Ausgebuffter Animateur

Theodor Stolze-Strademann, ein ausgebuffter Kaffeefahrten-Animateur, ist der Idee verfallen, ein Krippenspiel zu inszenieren. Der Rheumadeckenverkaufsprofi möchte mit seinen Freunden Bernie und Tim die spirituelle Bedeutung der Ankunft Christi feiern. Da sehr viele Personen im Weihnachtsmysterium von Bedeutung sind, ist sein Improvisationstalent gefragt. Schließlich gibt es viele Rollen zu besetzen: Josef und Maria, die Hirten und die drei Weisen aus dem Morgenland, König Herodes, Erzengel Gabriel und noch einige mehr. Doch leider sind sie nur zu dritt. Historische und neutestamentarische Figuren werden deshalb untereinander aufgeteilt. Theodors Einfallsreichtum kennt dabei keine Grenzen. Rollen wie die eines Hofnarren oder eines Katzenpsychologen kommen neu hinzu.

Auch an die Musik wurde gedacht. Disco ist angesagt, „denn Disco ist zeitlos und passt auch ins Jahr Null vor Christus“, so Maria. Statt beschaulicher Hirtenweisen kommen Pop-Songs von den „Disco Cats“, ebenfalls gespielt in Eigenregie mit Schlagzeug, Ukulele und Xylofon.

Nik Mayr inszenierte die britische Kultkomödie als rasantes Bühnenspektakel mit leichter Hand. Entstanden sind 100 Minuten kunterbuntes Krippenspiel voller Wortwitz, schwungvoll und zudem herausragend besetzt. „Very British“ folgte Sketch auf Sketch, witzig-frech, sarkastisch und gelegentlich respektlos. Nik Mayr verstand es ausgezeichnet, den britischen Humor allgemein verständlich und auch verträglich umzusetzen. Der komödiantische Brückenschlag zwischen Weihnachtsgeschichte und überdrehtem Weihnachtskommerz der Gegenwart ist daher rundum gelungen.

Hilmar Henjes überzeugte als Theodor, Spielleiter und Zimmermann Josef in Personalunion. Wie seine beiden Mitspieler füllte auch er die Lücken, wo Mangel herrschte. Rosalie Schlagheck war Bernie und im Krippenspiel Maria. Den Figuren war eine urkomische Tragik zu eigen, leicht neurotisch angelegt und wie aus einem Woody-Allen-Film entsprungen. Andreas Hagl spielte Tim. Als Katzenforscher und Discoking musste er auch die von Theodor erfundenen Rollen übernehmen.

Klassiker der Motown-Hits

Höhepunkt war dann der Schlussauftritt der „Disco Cats“. Bernie, Theodor und Tim griffen in rotglitzernde Pailletten-Sakkos zu ihren Instrumenten. Mit dem Motown-Klassiker „Can You Feel It“ von „The Jackson Five“ wurde das ganz besondere Gefühl von Verbundenheit und Liebe an Weihnachten zum Ausdruck gebracht. Andreas Hagl faszinierte mit dem Stimmumfang eines Counter-Tenors, vom Original aus den „Jackson Five“ kaum zu unterscheiden. Entsprechend lang und frenetisch war der Schlussapplaus. Jetzt kann Weihnachten kommen.

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