Neubeuern – „Es sind ja doch welche da.“ Mit dieser launigen Bemerkung begrüßte Violinist Sebastian Schmidt das eben nicht sehr zahlreich erschienene Publikum im Schlosssaal von Neubeuern.
Allen winterlichen Witterungsunbilden zum Trotz hatte sich das Mandelring Quartett durch das verschneite Alpenvorland von Murnau bis nach Neubeuern durchgekämpft, um den treuen Konzertbesuchern ein herzerwärmendes kammermusikalisches Programm zu präsentieren. Sebastian und Nanette Schmidt (Violine), Andreas Willwohl (Viola) und Bernhard Schmidt (Violoncello) spielten Streichquartette von Béla Bartók und Ludwig van Beethoven.
Sympathische
Ausstrahlung
Das Mandelring Quartett besitzt nicht nur eine überragende Klangkultur, sondern auch eine sympathische Ausstrahlung. Mit Beethovens Streichquartett in B-Dur op. 18 Nr. 6 eröffneten die vier Musiker den Konzertabend. Mit Spielfreude und Temperament interpretierte das Mandelring Quartett das Allegro con brio, in dem der heiter beschwingte Charakter des Satzes durch einen lauten Nieser aus dem Publikum eine besondere Note erhielt.
Gesanglich ruhig mit zarten Pizzicati am Ende erklang das Adagio ma non troppo, rhythmisch raffiniert und voller Virtuosität das Scherzo. Das Finale, vom Mandelring Quartett mit Sensibilität und Präzision zu Gehör gebracht, verströmte Melancholie in der Adagio-Einleitung und tänzerische Ausgelassenheit im Allegretto quasi Allegro.
Ganz anders wirkte das Streichquartett Nr. 6 von Béla Bartók. Nach einem zu Beginn von der Bratsche gespielten elegischen Thema und aufwühlenden Dissonanzen im Mesto Vivace kennzeichnete den zweiten Satz ein marschähnliches Thema, das das Mandelring Quartett mit Intensität und technischer Brillanz erklingen ließ. Eine monotone Rhythmik und harsche Pizzicati im dritten Satz erinnerten bisweilen an Filmmusik aus Hitchcocks „Psycho“. Der Schlusssatz, in dem leise und laute Passagen ausdrucksstark kontrastierten, schien ebenso Elemente der Kunst- als auch der Volksmusik aufzuweisen.
Ein großartiger Abschluss war das F-Dur-Streichquartett op. 135 von Beethoven. Sein letztes Streichquartett kennzeichnen stille Heiterkeit und schlichte Kunstfertigkeit. Das feingliedrige Hauptthema im Kopfsatz berührte durch eine wiegende Rhythmik. Die vielfältige Kombination der Motive spielte das Mandelring Quartett mit traumwandlerischer Leichtigkeit und Hingabe. Dynamische Steigerungen und eine bisweilen spröde Widerborstigkeit prägten das Vivace, wunderbar ruhig und gedämpft führte das Mandelring Quartett den dritten Satz auf.
Frage- und
Antwortspiel
Humoristisch wirkte das Frage-Antwort-Spiel „Muss es sein?“ „Es muss sein!“ im Finale. Nach dem zunächst vom Cello vorgetragenen, folkloristischen zweiten Thema folgte auf den von Pizzicati eingeleiteten Schluss eine energische Antwort, die den Satz beschloss.
Als Dank für den freudigen und lebhaften Beifall des Publikums spielte das Mandelring Quartett noch das melodisch-flotte Stück „Pennies from heaven“ von Arthur Johnston.