Klassische Kirchenmusik mit Anklängen von Frieden und Freude

von Redaktion

Adventskonzert auf Frauenchiemsee mit der Chorgemeinschaft Seeon und dem Jugendstreichorchester Capella cantabile

Gstadt/Frauenchiemsee – Liebhaber klassischer Kirchenmusik aus der Region und darüber hinaus wissen es: Das „Festliche Adventskonzert“ im Münster Frauenwörth gehört in die stade (Chiemgau-)Zeit wie das Kerzenlicht in die Stube. Als vorweihnachtlicher Höhepunkt erwarten die Besucher, nebst hervorragenden Musikern – instrumental und vokal, auch ausgesuchte Werke barocker kirchenmusikalischer Literatur, die im schönen Sakralraum des ehrwürdigen Münsters, nicht nur klanglich, doppelte Wirkung entfalten.

Bei Kirchenmusikerin Andrea Wittmann treffen diese „Inselkonzerte“, die sie seit nunmehr 20 Jahren leitet, einen besonders sensiblen Nerv. „Menschen sollen sich nicht nur zwischen Himmel und Erde begegnen. Sie sollen auch einander begegnen, von Mensch zu Mensch und sich Zeit nehmen, menschlich zu sein“, wünscht sie sich und allen Besuchern. Wahre Worte in Zeiten von Kriegen, die sich wiederum an Unmenschlichkeit kaum mehr überbieten lassen.

Wie wohl tut da die musikalische Stunde in friedlicher Gemeinschaft und wie krass der Gegensatz, schaut man einmal über das Chiemsee-Wasser hinaus. Im Altarraum standen, erwartungsfroh lächelnd, unter prunkvoller Kirchenkunst, die Sängerinnen und Sänger der Chorgemeinschaft Seeon. Mittendrin, die vier Solisten Zsofia Szabo (Sopran), Astrid Monika Hofer (Alt), Konstantin Igl (Tenor) und Xiaofei Liu (Bass), die sich im Konzertverlauf als allerbeste Wahl herausstellten.

Davor saß das Jugendstreichorchester Capella cantabile (Leitung Alexander Krins), Johannes Moritz und Andreas Gergley Gerhardt (Trompeten), Wolfram Heinzmann am Cembalo und, an den Barockpauken, Dr. Helmut Wittmann. Traditionell erfüllte zur Begrüßung Orgelmusik das Münster – dieses Mal in Begleitung zweier Trompeten: Vivaldis Konzert für zwei Trompeten in C-Dur op. 46 RV 537 stimmte ein, bannte alles Oberflächliche.

Sachte und wunderbar akzentuiert formte Wittmann in ihrem Dirigat Cristóbal de Morales „Ecce virgo concipiet, in Dominica I Adventus“ – mit vierstimmigem Gesang fühlten sich die Zuhörer im Advent angekommen. Andächtig lauschten die Zuhörer auch Norbert Hauners „Tauet Himmel“, zweistimmig in Instrumentalbegleitung des Streichorchesters und, im Anschluss derselbe Titel vierstimmig, von anderem Komponisten (Max Keller): Klar und sauber intoniert – da wurde offenbar konzentriert geprobt.

Das zeigte sich insbesondere in dem Hauptwerk des Adventskonzerts: Johann Michael Haydns „Chiemsee-Messe“, eine groß angelegte Messe für Chor, vier Gesangssolisten, Streicher, zwei Trompeten, Pauken und Cembalo. Johann Michael Haydn, der jüngere Bruder Joseph Haydns, komponierte vorwiegend Kirchenmusik. Seine „Missa in honorem Sanctae Ursulae“ mit traditionellem Beinamen „Chiemsee-Messe“, sticht als eines seiner großartigsten Messvertonungen heraus.

Sie entstand zum Namenstag einer Klosterfrau des Klosters Frauenwörth, Ursula Anna Josepha Oswald, die sich als begabte Geigerin und Sängerin unter den Frauenwörther Nonnen hervortat. Gut, jedenfalls, dass es diese Dame gab und, dass sie auf Haydn derart inspirativ wirkte und somit der Nachwelt ein solches Werk vermachte.

Das fand ganz offensichtlich auch die Chorgemeinschaft Seeon, die sich von Wittmann im Verlaufe der Messe in vierzig Minuten Aufführungsdauer zutiefst auf das einließ, was mehrstimmiges Singen ausmacht – ein vertrauensvolles Einlassen auf ihr Dirigat, ein Führen und Folgen, ein Leiten und Leitenlassen, das wirklich zum Jubeln brachte.

Fantastisch auch die gesangliche Interaktion mit den vier wirklich ausgezeichneten Solisten und den Musikern, die allesamt im Zusammenwirken die jeweils führenden (vokal oder instrumental) Stimmen stützten, nie störten, sondern in harmonischer Abstimmung auf den gemeinschaftlichen Gesamtklang hinwirkten.

So kam am Ende das „Agnus Dei“ einem Friedensruf gleich, der im „Dona nobis pacem“ auch in Worten verlautete. Ein Riesenapplaus war der verdiente Dank an Wittmann und alle Musiker. Kirsten Benekam

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