Hafendorf – Idyllisch liegt ihr Wohnhaus samt Atelier in Hafendorf, einem kleinen Weiler bei Schwabering, inmitten von Hügeln und Wäldern. Die gebürtige Kielerin Antje Tesche-Mentzen, ausgebildete Balletttänzerin, Sängerin und Pianistin, Bildhauerin und Malerin, nennt seit geraumer Zeit Hafendorf ihren Lebensmittelpunkt. Ihre Kunst wird weltweit ausgestellt, so waren ihre Werke unter anderem in Brüssel, Paris, Venedig, Florenz, New York und Peking zu sehen, doch auch zu Hause in Hafendorf öffnet sie ihr Atelier.
Im Garten grüßen den Besucher Bronze-Statuen: Da steht Gaia, da die Königin der Nacht, da ist Lilith, dort das hohe Lied der Liebe und viele andere Bronze-Figuren übermannsgroß – mit einer Schneehaube gleichsam behütet, würdevoll, anmutig, Ruhe ausstrahlend. Ihr neuestes Werk heißt „Baumkleid,“ ein Kleid im Baumstamm, von Licht durchwirkt, eine Vereinigung von Mensch, Natur und Technik – auch wenn das Funkeln im Baumstamm im Sonnenschein kaum wahrnehmbar ist. Der viele Schnee tut sein Übriges. Er lässt die Bronzefiguren beinahe noch mystischer erscheinen.
Im Erdgeschoss des Anwesens hat sich die Bildhauerin und Malerin ihr Atelier eingerichtet. Eine ganze Wand hat sie mit Blumenbildern geschmückt, Blumenbilder, die über die Jahre entstanden sind. Die Ausstellung „Flowers forever“ in der Münchner Kunsthalle hat sie zu der Blumenwand inspiriert.
An einem langen Tisch liegen Tuschezeichnungen – Eindrücke aus Venedig, Rom, Florenz, Granada, China und anderen asiatischen Ländern, stimmungsvoll in Schwarz-weiß festgehalten. An einem anderen Tisch stapeln sich Bücher, in denen ihre verschiedensten Ausstellungen dokumentiert sind, Kalender mit ihren Aquarellbildern, Keramik- und Bronze-Arbeiten. Kleinformatige Bilder und Skizzenbücher, die sie auf ihren vielen Reisen mit Impressionen gefüllt hat und die von ihrer Reiselust zeugen.
In ihren Skizzenbüchern will sie den Moment einfangen, verdichten, „es ist Intuition“, sagt sie. Und erzählt gleich von einer U-Bahn-Fahrt in New York, bei der sie Menschen portraitiert habe. „Und stellen Sie sich vor, da haben die mich gefragt, ob ich schon fertig sei. Sie müssten eigentlich aussteigen, ansonsten würden sie noch ein, zwei Stationen weiter mitfahren.“
Großformatige Bilder hängen an den Wänden und an der Holzverkleidung, an der sich weitere Bilder stapeln. Es sind Bilder, die von Musik und Lyrik, von Sagen, Mythen und Götterepen erzählen. Im ganzen Raum verteilt gruppieren sich Keramikfiguren, die im Schaffensprozess ihrer Bronze-Kunst entstanden sind.
Für Antje Tesche-Mentzen ist Kunst „eine Mischung aus Geist und Handwerk“. Ihre Motive kreisen um die Themen Musik, Natur, Frau und Mythos. Sie hat kein favorisiertes Stilmittel, sie malt mit Tusche, Acryl, Bleistift, Öl und arbeitet mit Glas, Keramik und Bronze. Wohl deshalb lässt sich ihre Kunst auch nicht genau verorten.
Ein beinahe schlichtes Bild bietet der erste Stock. Hier bildet der Flügel, auf einem kleinen Podest ruhend und eingerahmt von Kunstwerken aus Holz und Bronze und Ölbildern, den Mittelpunkt. Hier finden im Sommer die Atelierkonzerte statt, zu denen sie Künstler wie Herbert Schuch, Ana Gourari, Kit Armstrong, Mischa Meisky, Grigory Sokolov, Arabella Steinbacher und Zsófia Boros oder Yaara Tal und Andreas Groethuysen einlädt und die nur zu gern der Einladung zu einer Landpartie folgen.
Ihr Schaffen wird derzeit in Buchform gegossen und soll im Frühjahr beim Dietmar Klinger Verlag erscheinen. Antje Tesche-Mentzen sagt, sie sei angekommen, die Ruhe, die Weite, die Berge. Der Name Hafendorf leite sich übrigens nicht vom Hafen ab, sondern vom Hafner. „Und das passt ja in gewisser Weise zu mir.“ Elisabeth Kirchner