Musik für die Ewigkeit

von Redaktion

Alle sechs Kantaten von Bachs Weihnachtsoratoriums in Erl

Erl – Bachs Weihnachtsoratorium ist ein unumgänglicher Meilenstein der winterlichen Festzeit. Auf kunstvoll schlichte Weise verbinden sich in diesem grandiosen Werk Musik und Text. Chor und Orchester der Tiroler Festspiele Erl unter der musikalischen Leitung von Johannes Debus schufen mit der Aufführung des Weihnachtsoratoriums eine ergreifende Stimmung voller Jubel und Freude.

Matinee im
Festspielhaus

In einer Matinee im ausverkauften Festspielhaus standen ungewohnt alle sechs Kantaten auf dem Programm. Jeweils nach zwei Kantaten gab es für die Musiker und das Publikum eine klug gewählte Pause, sodass die Aufführung erst am frühen Nachmittag endete.

Trompeten, Oboen und Pauken, begleitet von geschmeidigen Violinen eröffneten mit orchestraler Brillanz die erste Kantate „Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage“. Stimmmächtig übernahm die festliche Freude der Chor, bevor Tenor Michael Porter mit der Weihnachtserzählung begann. Begleitet von zwei Oboen, unterbrach ihn Mezzosopran Bianca Andrew, deren lyrisches Rezitativ zu Herzen ging. Voller verhaltener Zartheit erklang ihre Arie „Bereite dich Zion, mit zärtlichen Trieben“. Wehmütig intonierte der Chor „Wie soll ich dich empfangen, samten weich ertönte „Er ist auf Erden kommen arm“, von Oboen und Fagott in Terzenketten wundervoll begleitet.

Dirigent Debus führte Chor und Orchester konzentriert und abgeklärt, malte zum ruhigen Strömen der Musik einem Magier gleich mit den Händen ausladende Figuren in die Luft. Nach einem glanzvollen Trompetensolo huldigte Bassist Frederic Jost kraftvoll-melodisch dem „großen Herrn und starken König“.

Wiegende, zu schweben scheinende Streicher eröffneten mit der Sinfonia die zweite Kantate, in der die Hirten den Engeln auf dem Feld begegnen. Innig und zart klangen die Holzbläser, die das Glück der Verkündigung durch die Engel beseelt in Töne setzten. Feierlich und getragen intonierte der Chor „Brich an, oh schönes Morgenlicht“, nach jubilierendem Flötenvorspiel nahm Michael Porter ausdrucksvoll mit „Frohe Hirten, eilt, ach eilet“ gefangen.

Der beständige harmonische Wechsel von Rezitativ, Arien und Chor bannte das Publikum.

Fröhlichkeit in den Arien und ernste Feierlichkeit in den Chorälen erzeugten eine Atmosphäre freudiger Erwartung, aber auch leiser Melancholie. In der dritten Kantate berührte der Chor mit „Dies hat er uns alles getan“, zur melodischen Oboenuntermalung sangen Sopranistin Elena Villalón und Bassist Frederic Jost voller Anmut im Duett „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen.“ Majestätisch sonor bliesen die Hörner zu Beginn der vierten Kantate.

Als die Sopranistin nach einem erneuten Oboensolo „Flößt, mein Heiland, flößt dein Namen“ sang, antwortete die Oboe echoartig sanft und leise.

Oft führte der Chor der Frauen hell und engelsgleich die Rezitative ein, virtuos um die Wetter stritten die beiden Violinen nach den strahlenden Koloraturen des Tenors. Kunstvoll stimmlich verwoben war das Terzett in der fünften Kantate, in der die Verzagtheit von Sopran und Tenor mit der Bestimmtheit der Alt-Stimme „Schweigt, er ist schon wirklich hier“ kontrastierte.

Dramatische
Steigerung

Eine dramatische musikalische Steigerung erfüllte schließlich die sechste Kantate. Kraftvoll jubilierten die Trompeten zu einem energischen Gesang voller Vertrauen und Zuversicht.

Melodische Anmut verströmte die Sopranarie „Nur ein Wink von seinen Händen, zum Weinen schön war der Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“, triumphal kündete schließlich der Tenor vom Sieg des Guten über das Böse.

Die Weihnachtsgeschichte endete nach einer in kraftvollem D-Dur erklingenden Melodie, die das ganze Orchester prächtig und feierlich zu Gehör brachte. Für die glanzvolle Aufführung erhielten Solisten, Chor und Orchester vom Publikum minutenlangen, begeisterten Applaus.

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