Klangwogen des Instrumentariums

von Redaktion

Innphilharmonie begeistert mit Adventskonzert im Rosenheimer Kuko

Rosenheim – Wild dynamisch überstürzen sich die Farben und Formen auf dem Plakat, welches für das Adventskonzert der Innphilharmonie im Kuko wirbt. Der breite, pastose Pinselstrich schien auch das Konzept für die Musik zu sein, denn der Dirigent Andreas Penninger hatte ein großes Orchester samt Chor aufgeboten, um seine Klangvorstellungen eines rasanten, die Lautstärkegrade bis zum mehrfachen Fortissimo ausreizenden Konzerts zu realisieren. Der Maestro, in roten Mantel gewandet, wirkte mit seinem „Zauberstab“, als wollte er sich zu einer Magical Mystery Tour rüsten. Tatsächlich hielt er Chor und Orchester in festen, jedoch geschmeidig agierenden Händen.

Junge Komponisten
eingeladen

Andreas Penninger hatte mehrere junge Komponisten aus aller Welt eingeladen, die geplanten Lieder mit symphonischer Untermalung, Zwischenspielen und effektsicheren, geradezu aufschäumenden Schlüssen zu garnieren. Es gab also sage und schreibe acht Uraufführungen, einschließlich Penningers eigener Komposition als rauschendes Finale. Die ausnahmslos im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts geborenen Komponisten hatten fraglos Spaß, einen gewaltigen Orchesterapparat zum Laufen bringen zu dürfen. Zudem war ihnen die Affinität zur Filmmusik gemeinsam: langgezogene, betörend süffig romantisierende Phrasen à la Morricone flossen ins willige Ohr. Penninger im Interview, Filmmusik sei auch „ohne Beipackzettel“ verständlich. Da leisteten die Bläser Vorzügliches und die Streicher ließen sich auch bei rhythmisch kniffligen minimalistischen Passagen nicht aus der Ruhe bzw. dem Takt bringen.

Der erste Teil bis zur Pause war der nahenden Ankunft des Messias vorbehalten: „Night of Glory“ (Georg Lukas Neffgen) führte in die Stimmung ein, welche die Kollegen fortführten. „Das Licht der Hoffnung“ (Michael Lückgen), „Es kommt ein Schiff geladen“ (Karl Ask), „Macht hoch die Tür“ (David Coscina) und „Maria durch den Dornwald ging“ (Paul del-Nevo) scharten sich wie die Küken um Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorienfragment „Christus“ und „Vom Himmel hoch“.

Da war nun auch längst der Chor gefordert, um den Klangwogen des Instrumentariums einigermaßen erfolgreich Widerpart zu leisten. Denn leise Töne waren die Sache der jungen Komponisten nicht; da wirbelten die Pauken, das Becken zischte und Triangel, Glockenspiel samt Röhrenglocken klingelten wie Jingle Bells, die Harfen tupften ihre ätherischen Töne, sogar ein Flügel erweiterte die Palette weihnachtlich anmutender Klänge.

Im zweiten Teil nach der Pause hieß das Motto „die Anbetung“. Der leider fast vergessene Komponist Heinrich Freiherr von Herzogenberg malte „Die Geburt Christi“ in zarten Farben mit einem reduzierten Klangkörper. Eine Gelegenheit für die Streicher, inniges und lupenreines Spiel zu kultivieren. Beachtlich auch die Soprane des Chors, die selbst Spitzentöne mit Seele und Strahlkraft erfüllten. „Kommet ihr Hirten“ (Gabriel Romberger) leitete über zu „Uns ist ein Kind geboren“ von Marco Burak. 1967 geboren, ist er der Älteste der jungen Riege. Sein eindringliches, interessant und abwechslungsreich geformtes Werk trägt ganz nachdrücklich eine persönliche Handschrift. Darf ein Kritikerpreis vergeben werden?

Das Publikum wurde erfolgreich animiert, bei manchen Strophen mitzusingen. Das gelang so gut, dass Andreas Penninger verschmitzt die Probentage für den Chor bekannt gab…

Als verbindendes Element und als kleine Verschnaufpausen zwischen den einzelnen Programmpunkten las Simone Ohne einfühlsam und professionell eigene Texte, welche sich zu einer kleinen Geschichte fügen: Eine Wanderung in Richtung Wendelstein wird imaginiert, es ist kalt, es hat auch geschneit, es ist finstere Nacht. Das Fazit: Unter den Füßen glitzern die Schneekristalle, am Himmel funkeln die Sterne, aber im Herzen ist es warm. Plötzlich treffen die einsamen Wanderer auf Kamele und reiten nun sozusagen mit den Heiligen Drei Königen bis zur Krippe.

Heftiger
Beifall

Dem Dirigenten und Komponisten Andreas Penninger ist es gelungen, mit einem äußerst ambitionierten und im Trend liegenden Programm das Kuko nicht nur bis zum letzten Platz zu füllen, sondern auch zu jubelnden Beifallsstürmen herauszufordern.

Vier der acht Uraufführungs-Komponisten waren persönlich anwesend und wurden in den heftigen Beifall eingeschlossen.

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