Wasserburg – Mit universellen Kompositionen aus der Zeit zwischen Wiener Klassik und Moderne stimmte das Wasserburger Kammerorchester im großen Rathaussaal auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein.
Gegründet wurde das Wasserburger Kammerorchester im Jahr 1975 von Professor Klaus Kaufmann. Seit gut einem Jahr hat jetzt Benedikt Meurers die musikalische Leitung des renommierten Ensembles übernommen. Der 31-Jährige ist Musiker und Dirigent aus Leidenschaft. Als akademischer Kirchenmusiker unterrichtet er zudem an der Musikschule in Grassau.
Spielerische Präzision
und Hingabe
Das zum traditionellen Weihnachtskonzert von ihm arrangierte Programm ließ dann auch beim Publikum keine Wünsche offen. Dirigent, Orchester und die Solistin Lei Meng überzeugten mit spielerischer Präzision und Hingabe bei einem gleichzeitig virtuosen Klangvolumen.
Bereits die erste von den Streichern vorgetragene Komposition „Les Chanteurs de Noël“ (Die Weihnachtssänger) von Alexander Glasunow (1865–1936) wartete musikalisch mit einer Fülle weihnachtlicher Kindheitserinnerungen auf: verschneite Landschaften und Eiseskälte, aber auch die winterliche Freude einer Schlittenfahrt und das Licht und die Wärme zu Hause vor dem Kaminfeuer.
Obgleich Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 nicht unbedingt im weihnachtlichen Kontext zu sehen ist, so passten auch seine Klangbilder recht gut in die Vorweihnachtszeit. Entstanden ist das Werk zwischen 1788 und 1801. Eigentlich war es Beethovens erstes Klavierkonzert; es wurde aber erst viel später öffentlich vorgestellt. Noch ist darin Beethovens Nähe zu Mozart, seinem Vorbild in der Wiener Klassik, zu spüren. Besetzt war die kontrastive Sinfonie in drei Sätzen mit Streichern, Bläsern, und Klavier. Den umfangreichen Solopart am Flügel spielte die chinesische Pianistin Lei Meng. Die international erfolgreiche und mittlerweile auch habilitierte Künstlerin lehrt aktuell am Salzburger Mozarteum und ist dem Wasserburger Publikum durch den Klaviersommer vertraut.
Die Pavane als langsamer Tanzreigen erlebte ihre Blütezeit während des Barocks. Der Schweizer Komponist Frank Martin (1890–1974) hat die „Pavane couleur du temps“ erst um das Jahr 1920 komponiert. Seine „Pavane der Farbe der Zeiten“ passte mit ihren sinnlich-getragenen Klangbildern und der melodischen Poesie ebenfalls sehr gut zur Jahreszeit. Joseph Haydn (1732-1809) gilt als musikalisches Universalgenie der Wiener Klassik. Maßgeblich prägte er Kompositionsstile wie die der Sinfonie oder der Klaviersonate.
Seine Sinfonie Nr. 39 g-Moll entstand um 1765. Haydn war damals Vize-Kapellmeister bei Fürst Nikolaus I. Esterházy, als gerade „Sinfonien mit wildem Charakter und düsterer Klangfarbe“ in Mode kamen. Haydn folgte diesem Trend und schrieb ein einzigartiges Werk: einerseits charmant-verspielt, dann wieder laut und aufbrausend, vor allem aber nie langweilig, wie das Kammerorchester bewies.
Winterstimmung
im Norden
Mit der spätromantischen Komposition „Andante festivo“ des finnischen Komponisten Jean Sibelius (1865 bis 1957) erreichte schließlich die weihnachtliche Vorfreude ihren Höhepunkt, Assoziationen zu glitzernden Schneelandschaften und Winterstimmung im Norden mit ihren Nordlichtern inklusive. Mit tosendem Applaus forderte das Publikum die Zugabe. Dirigent Benedikt Meurers wiederum lud alle Konzertgäste zum Mitsingen ein. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.“ Und der ganze Saal stimmte voller Begeisterung mit ein. Jetzt kann Weihnachten kommen.