„Die Berge sollen fröhlich sein!“

von Redaktion

Rosenheimer Adventsingen im Kuko ein stimmungsvolles Gesamtkunstwerk

Rosenheim – Wenn ein Frauen-Dreigsang das „Magnificat“ in alpenländisch-schlichter Melodik singt, wenn die Riederinger Hirten auf Bairisch dem Stern folgen und wenn der Brünnstoa-Landler unmerklich in „Stille Nacht“ übergeht: Dann ist man mitten im Rosenheimer Adventsingen, das der Berger Hans aus dem kleinen Weiler Seebach in der Gemeinde Oberaudorf seit Jahren aufführt, immer wieder variiert und verbessert. Zwei Aufführungen brauchte es im Kuko, damit alle Zuhörer zuhören konnten.

Passende Bilder
zu 38 Nummern

Ein gefühlvoll-inniges, aber nicht sentimentales „Weihnachten dahoam“ entstand aus Bergers unermüdlichem Bemühen, die Wundergeschichte von Weihnachten in ein alpenländisches Gewand zu kleiden. „Wacht auf, ruft uns die Stimme!“ war heuer der Titel. Zu jeder der insgesamt 38 Nummern erstrahlte auf der Leinwand hinter den Akteuren ein passendes Bild – die ästhetisch gelungene Auswahl stammte von Antonia Wutz.

Wenn also der Seebach-, der Grafenherberg- oder eben der Brünnstoa-Landler – alles feine und reichhaltig instrumentierte Mini-Symphonien – vom Ensemble Hans Berger gespielt wurde, konnte man sich darauf einstimmen, dass das Weihnachtsgeschehen sich in den heimatlichen Bergen ereignet: Sang doch der Montini-Chor mit Pauken und Trompeten in dem Jubel-Psalm 98: „Die Berge sollen fröhlich sein!“

In diesen Landlern konnte man auch die virtuose Kunst des Zitherspiels bewundern, die der Berger Hans vorführte: zart und rein, klar und melodisch führend oder akkordisch begleitend, alles beherrscht er. Bewundern konnte man hier auch seine Kompositionskunst: Der Krumpmoos-Landler stand am Anfang und war deswegen in geheimnis- und erwartungsvollem Moll gehalten, graziös glitzerte das „Rondo grazioso“, das Mariä Heimsuchung einleitete, während der Seebach-Landler abwechselnd mit Klarinetten- und Blockflötenklängen verziert war.

Der Montini-Chor rief stimmstark ebenfalls in Moll zur Wachsamkeit im Advent auf, unterstützt durch Paukentöne und durch ein Bild der Festung Kufstein, bis der Tenor Andreas Smettan, der wie ein Evangelist mit klarer und raumfüllender Stimme durch dieses Weihnachtsoratorium führte, den aufgehenden Stern beschwor. Der Chor durfte später dauerjubeln bis zum Schlusschor, der wiederum den Stern von Bethlehem besang.

Immer wieder löste sich aus dem Chor ein Dreigsang, besonders stimmungsvoll in den Texten aus der Weihnachtsgeschichte von Ludwig Thoma.

Da begannen die Männer mit dem schon ikonisch gewordenen Worten „Im Wald is so staad“ mit Hörnerbegleitung, während die Frauen unter Blockflötenbegleitung antworteten mit „Kimmt de heilige Nacht“ und der hartherzige Herbergsbesitzer, gesungen von einem machtvoll dröhnenden Bassisten, Maria und Josef die Einkehr verweigert.

So montierte Hans Berger alles zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk: Bibel- und Dichterworte, Volksmusik-Ensemble und Orchesterstimmen, Solisten, Dreigsang und Chor – und auch das theatralische Element fehlte nicht. Die elf Riederinger Hirten (hervorragend einstudiert von Georg Staber), vom siebenjährigen Xaver bis zur 16-jährigen Magdalena, enterten die Bühne von links, rechts und hinten im Saal und erzählten unbekümmert-lautstark, lebfrisch und furchtlos die Weihnachtsgeschichte aus Hirtensicht in unverfälschtem bairischen Dialekt.

Fürs Christkind probten sie – als Geschenk – einen lustigen Walzer mit Gitarre und Ziach und dazu dann Paschen (für Nichtkenner des alpenländischen Brauchtums: rhythmisches Händeklatschen), was einen Zwischenbeifallssturm hervorrief. „Alles anbetet und schweiget“ sang später andachtsvoll der Chor, bis alles nach dem weihnachtlichen Brünnstoa-Landler endgültig ins Jubeln ging und am Ende doch wieder leiser wurde beim Andachts-Jodler, den ein Männer-Zwoagsang anstimmte, den das ganze Ensemble mit Chor weiterführte, bis, vom Berger Hans angeleitet, der ganze Saal in diesen Jodler einstimmte: Weihnachten findet zwischen dem Brünnstein und der Kampenwand statt.

Artikel 5 von 9