Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage….

von Redaktion

Musikalisches Erlebnis beim Weihnachtsoratorium im Kulturforum Klosterkirche

Traunstein – Das über die Jahrhunderte wohl am häufigsten in Advents- und Weihnachtszeit aufgeführte große Musikwerk ist sicher das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Dekanatskantor Matthias Bertelshofer, der seit Mitte 2020 in Traunstein als Organist und mit Chören arbeitet, brachte Bachs berühmtes Werk gleich zweimal mit großem Erfolg und rundum begeisterten Zuhörern auf die Bühne im Kulturforum Klosterkirche. In großer Besetzung mit gemischtem, 60-köpfigem Chor, dem auf Barockmusik spezialisierten Orchester La Banda sowie vier hervorragenden Gesangssolisten kamen die ersten drei Kantaten aus Bachs Werk zur Aufführung. Triumphierend eröffneten Trompeten, Oboen und Pauke, begleitet von den gleichsam mitsingenden Streichinstrumenten, die erste Kantate, geschrieben für den ersten Weihnachtsfeiertag.

Klanggewaltig fiel der Chor mit „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage…“ ein, bevor der Evangelist, Tenor Konstantin Igl, die Weihnachtsgeschichte zu erzählen begann. Das folgende lyrische Rezitativ sang die aus Salzburg stammende Mezzosopranistin Tamara Obermayr. Ihre schöne, natürlich voll tönende Altstimme kam bei der gleich anschließenden Arie „Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben“ sofort bestens zur Geltung. Sie beherrscht die zarten, weichen Töne ebenso ungekünstelt und überzeugend wie die kraftvoll starken, zum Beispiel in der dritten Kantate „Schließe mein Herze, dies selige Wunder, fest in deinem Glauben ein!“

Dirigent und Chorleiter Matthias Bertelshofer gelang es, die von der Altersstruktur wie auch von der stimmlichen Vorbildung her sehr unterschiedlichen Sänger zu einem fast durchweg harmonisch einheitlichen Klangkörper zusammenzubringen. Mit ruhigen, deutlichen Gesten führte er durch den Abend, ohne sich selbst je in den Mittelpunkt zu rücken.

Die melodienreiche Sinfonia eröffnete die zweite Kantate, bei der die Hirten auf dem Feld den Engeln begegnen. Nach dem feierlichen Choral „Brich an, du schönes Morgenlicht“ kamen die Sopranistin Maria Ladurner mit ihrer wunderbar modulierfähigen Stimme und der junge, kraftvolle Bassist Martin Burgmair in ihren Rezitativen hervorragend zur Geltung. Ladurners Leidenschaft ist die Alte Musik, die sie mit namhaften Ensembles in viele Städte Europas führte. Der harmonische Wechsel zwischen Rezitativ, Arien und Chor in der zweiten Kantate zogen die Zuhörer in ihren Bann.

In der dritten Kantate, geschrieben für den dritten Weihnachtsfeiertag, wechselten die ernste Andacht in den Liedchorälen, „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ und die Fröhlichkeit der Arien, so beim wunderschönen Duett mit Bass und Sopran, „Herr, dein Mitleid…tröstet uns und macht uns frei“. Dadurch entstand im Raum eine Atmosphäre fröhlicher Erwartung, aber auch leiser Melancholie. Der Chor fesselte die Zuhörer mit „Seid froh dieweil, dass euer Heil ist hier“ und zum Schluss dem wiederholten „Herrscher des Himmels“.

Der jubelnde Applaus am Schluss dauerte lang, sodass sich Bertelshofer und die Solisten immer wieder auf die Bühne begeben mussten. Christiane Giesen

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