Stephanskirchen – Was den Wienern ihr Neujahrskonzert mit den Wiener Philharmonikern ist, ist den Stephanskirchnern ihr Neujahrskonzert mit dem Ballorchester. Nur dass die Musiker schon anfangs „Prosit Neujahr!“ wünschten und der zum Mitklatschen animierende Radetzkymarsch schon in der Mitte kam. Zum 21. Mal bereits fand das Neujahrskonzert statt, der Antretter-Saal war voll, die Stimmung gut und wohlwollend, weil eben alle wissen, dass nicht die Wiener Philharmoniker spielen, sondern ein Liebhaberorchester. Keiner erwartet da orchestrale Perfektion. Die liebevolle Zuwendung des Publikums führte am Ende zu gleich drei gern und schnell gewährten Zugaben, darunter das „Winterwonderland“ und „On the sunny side of the street“ – auf der sonnigen Seite der Straße und damit des Lebens.
Diese sonnige Laune durchströmte das ganze Konzert und linderte alle musikalischen Unebenheiten. Die Dirigentin Regina Huber hatte zwanzig Nummern aufs Programm gesetzt und meisterte damit viele verschiedene Rhythmen, viele Genres und viele musikhistorische Stile: barocke Festmusik von Händel, Wiener Walzer und Polka, Operetten-, Film- und Popmusik.
Der Lautstärkeregler wurde dabei selten nach unten gezogen, die ungehemmte Freude des Musizierens dominierte. Kenntnis- und anekdotenreich führten Regine Mrotzek und Peter Panhans durchs Programm.
Ungeniert wurde da gemischt: Auf die „Hornpipe“ der „Wassermusik“ von Händel folgten gleich die „Rosen aus dem Süden“ von Johann Strauß, deren Walzerrhythmus deutlich markiert war, auf ein Operettenlied folgte ein Gebet: Robert Schmid sang animierend, zum Konzertmotto passend, „Die ganze Welt ist himmelblau“ von Robert Stolz, danach blies Michael Franz innig auf seinem Flügelhorn das „Ave Maria“ von Robert Prizeman. Curt Wiebel gab mit der Violine ein schmelzendes Solo zum Besten, nämlich „Tara’s Theme“ aus dem Film „Vom Winde verweht“, die Hymne auf die Liebe zum eigenen Grund und Boden. Robert Schmid verkündete dazu heiter, er „brauche keine Millionen, nur Musik! Musik! Musik“ von Peter Kreuder.
Heftig krachend marschierte „The Raiders March“ von John Williams, die Titelmelodie der „Indiana-Jones“-Filme, recht schmissig tanzte der „Black Bottom“ von Roy Henderson und man sah förmlich die rasend schnell tanzenden Beine der irischen Tänzer bei „The Lord oft he Dance“, bis der munter trabende „Sleigh Ride“ von Leroy Anderson das Programm beschloss, mit allem, was hier dazugehört: Hufgeklapper, Peitschenknallen (auch mit Händeklatschen der Dirigentin) und Pferdewiehern des Trompeters in Pferdemaske: sonniges Vergnügen bis zum Ende.RAINER W. JANKA