Erl – Mit Jubel, Johlen und Pfeifen und vielen Hervorrufen endeten die Winterfestspiele in Erl. Die Begeisterung des Publikums im ausverkauften Festspielhaus galt dem Festspielorchester, vor allem aber der schottischen Mezzosopranistin Catriona Morison, die die „Rückert-Lieder“ von Gustav Mahler sang. Umrahmt wurden diese von Orchesterwerken, in denen sich das Orchester unter dem Chefdirigenten Erik Nielsen von seiner besten Seite zeigte.
Energiegeladener
Dirigent
Brillant blitzend und funkelnd rauschte die „American Ouverture“ von Sergeij Prokofjew vorüber, mit mitreißender Motorik und zündender Rhythmik, die wohl ein wenig den amerikanischen Großstadt-Straßenlärm musikalisch einfingen, und satt ausgespielten lyrischen Passagen. Die hochpräzise Gestik des Dirigenten produzierte präzise Orchestertutti, das energiegeladene Dirigat von Erik Nielsen führte zu explosiver Spielweise des Orchesters bis hin zum letzten Geigenpult.
So explosiv, dass nach dem ersten Satz der 9. Symphonie von Antonín Dvorák das Publikum in Zwischenbeifall ausbrach. Tadellos intonierten die Hörner den gefürchteten Themeneinsatz im Kopfsatz, ausdrucksvoll verlangsamt war das Seitenthema in Flöte und Oboe, schön frei aussingend das Englischhorn im Largo, wild wirbelnd und dann selig tanzend kam das Scherzo daher und prachtvoll und opernhaft dramatisch das Finale wie ein Kampf der vielen Themen, bis schließlich am Ende sich die Hauptthemen aus dem ersten und letzten Satz hymnenhaft verschränken.
Ein raunendes Staunen ging durchs Publikum, als Catriona Morison auftrat – ist sie doch eine geradezu ehrfurchtgebietende Erscheinung von hohem Wuchs. Tief versenkte sich Catriona Morison wissend und textbewusst in die fünf Rückert-Lieder: Hochdramatisch lodernd sang sie „Um Mitternacht“, mit wunderschön weitgespanntem Legato und erlesenem Piano bekannte sie „Ich bin der Welt abhanden gekommen“, liebesinnig und überfließend vor Liebeswonne fragte sie: „Liebst du um Liebe?“ – sie sang hier um Liebe. Sehr gut war ihre Diktion des deutschen Textes – sie hat unter anderem in Berlin studiert und wohnt dort auch. So kann sie die vielen „l“-Alliterationen in dem Lied „Ich atmet‘ einen Lindenduft“ geradezu zärtlich abschmecken und so den Lindenduft durch Musik riechbar machen.
Farbenreicher
Mezzosopran
Leicht anspringend, sich locker aufschwingend, schnell voll aufblühend und sich lind verströmend mit schier unendlich langem Atem ist ihr farbenreicher Mezzosopran mit natürlichem Timbre, von innen heraus glühend ist ihre Gestaltung der Lieder und mühelos gleitet sie durch die vielen dynamischen Wechsel. Das Orchester bettete die Sängerin in weiche Daunen und wetteiferte mit der Sängerin geradezu um weltschmerzliche Pianissimi.