Kolbermoor – Vor einem Jahr war Florence Rousseau aus Rennes in Frankreich zu Gast beim allmonatlichen Kolbermoorer Orgelmittwoch in der Pfarrkirche Wiederkunft Christi. Sie war von der Orgel so begeistert, dass sie ihren Mann aufforderte: „Da musst du auch mal spielen!“ Jetzt war es soweit: Loïc Georgeault, Organist an den Kathedralen von Rennes und Saint-Malo, kam nach Kolbermoor. Beide sind wohl die Organisten mit der weitesten Anreise.
Dem Kathedral-Organisten assistierte dabei die Salzburger Domorganistin Judith Trifellner-Spalt, die mit Georgeaults Gattin studiert hatte.
Zunächst spielte der französische Organist aber deutsche barocke Orgelmusik. Das C-Dur-Präludium von Dietrich Buxtehude beginnt im Bass und geht dann in eine hüpfende Melodie im Manual über. Georgeault spielte dies sehr lebendig und in freudiger Gelöstheit. Zwei Choralbearbeitungen kamen mit vorantreibendem Schwung („Gelobet seist du, Jesu Christ“ BuxWV 189) und dann – in chromatischen Aufstiegen – in ruhiger Klarheit („Herr Christ, der einig Gottes Sohn“ BuxWV 191).
Mit frisch-fröhlichem Elan im Zwölfachtel-Takt ging Georgeault die Bach’sche D-Dur-Fuge „alla giga“ BWV 577 an und realisierte die reizvollen Echo-Effekte, bis das Thema dann in den Bass wandert, was viel Pedalarbeit verlangt, vom Organisten souverän gemeistert.
Dann kam endlich französische hochromantische Orgelmusik, nämlich der E-Dur-Choral von César Franck (1822 bis 1890). Sorgfältig und klar strukturiert gestaltete Georgeault die schwimmenden Harmonien und Klangmischungen der beiden Manuale mit der Choralmelodie in der vox humana, alles sehr hymnisch und im Gebetsgestus, bis, unter vielfachem Einsatz des Schwellwerkes, majestätisch Akkorde die Kirche durchfluteten: Man wähnte sich wie in einer französischen Kathedrale.
Der herzliche und andauernde Beifall der vielen Zuhörer forderte eine Zugabe: den sehr dicht gefügten Choral „Jesu, meine Freude“ BWV 610 aus Bachs Orgelbüchlein in feierlichem Ernst. RAINER W. JANKA