Farbkraft durch konzentrierte Bewegung

von Redaktion

Werke von Peter Casagrande in der Villa Maria in Bad Aibling

Bad Aibling – Nicht zum ersten Mal stellt Peter Casagrande aus Maitenbeth in der Villa Maria Bad Aibling aus. Ernst und Constanze Geyer, die Betreiber der Villa, verfolgen ein Konzept, in dem turnusmäßig jeder Künstler beziehungsweise Künstlerin alle paar Jahre erneut eigene Bilder zeigen kann. So lässt sich verfolgen, wie die Arbeit der Kunstschaffenden ihren weiteren Verlauf nimmt. Peter Casagrande zeigt 24 zum Teil sehr große, immer starkfarbige Bilder, und es nimmt Wunder, dass die Galerie nicht überfüllt wirkt.

Mit dem
Besen

Das liegt vermutlich daran, dass allen Werken eine ähnliche Farbkombination zugrunde liegt. Peter Casagrande gestaltet seine kraftvollen Bilder vermittels der Schütttechnik.

Er verteilt mit einem groben Besen, den er in einen Eimer mit Farbe taucht, großzügig Farbe auf einem Bildträger, schüttet auch Farbe direkt aus dem Eimer auf die Leinwand und beginnt dann mit dem eigentlichen Arbeitsprozess: Er hebt den Rahmen des Werkes an und lässt die Farbe über die Schräge nach unten laufen. So entstehen Farbstreifen, die unregelmäßig und von unterschiedlicher Breite sind, aber auch größere Areale gleicher Farbe, die der Maler bewusst stehen lässt.

Kein Zufallsprodukt ergibt sich, sondern ein durch konzentrierte Bewegung gesteuertes Bild.

Bei den aktuellen Werken fällt auf, dass bei nahezu jedem Bild die Farbrinnsale quer über das Bild verlaufen, was bedeutet, dass der Vorgang durch das Hochhalten einer Seitenkante inszeniert wurde.

In den frühen 1960er-Jahren hat der Wiener Aktionismus diese Kunstrichtung hervorgebracht. Es bedarf eines großen Elans und gleichbleibender Ausdauer, die umfangreichen Exponate mit immer neuen Farbräumen zu füllen.

Das Auftragen wird wiederholt, die Verteilung der Farbe durch Verwischen mit dem Besen und die abermalige Neigung des Werkes schaffen neue Farbfelder, die die vorangegangenen teilweise überlagern, aber auch überraschende Einblicke in tiefer liegende Schichten preisgeben.

Es bleibt bei der informellen Bildgestaltung, immer bestehen Casagrandes Bilder rein aus Farb- und Raumwelten. In der aktuellen Ausstellung dominiert die Farbkombination von Gelb, leuchtendem Orange, Rot und dunkler Farbe, wobei für Letztere ab und zu der Werkstoff Bitumen verwendet wird.

Ein zentral gehängtes Bild fällt ganz besonders ins Auge, es besteht fast nur aus Gelb und ähnelt in der Form ganz deutlich einer strahlenden, wärmenden Sonne. Aber Casagrande gibt nichts preis auf den bereitliegenden Informationslisten, karge Angaben erläutern lediglich die Abmessung der Werke und das Entstehungsjahr. Einzelne Arbeiten auf Papier unterbrechen die Präsentation der großen Formate.

Vier Keramikteller, für deren Herstellung der Maler einmal im Jahr nach Italien reist, weisen dieselbe Farbgestaltung auf wie die Leinwandbilder und setzen Akzente an den Wänden der Ausstellungsräume.

Mehrere
Auszeichnungen

Peter Casagrande wurde 1946 in Weilheim geboren und studierte nach einer Lehre als Schriftenmaler an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Rudi Tröger. Mehrere Auszeichnungen der Stadt München und des Landes Bayern, zudem zahlreiche Ausstellungen begleiten seinen künstlerischen Weg. Er selbst sagt über seine Kunst: „Ich versuche, in meiner Malerei ein Raumerlebnis zu erzeugen, Raumbewegung – Raum, der sich dehnt, der wächst, Raum als einen völlig offenen Begriff“.

Ausstellung läuft bis Mitte Februar

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