Die Symbolkraft von gebrauchten Teebeuteln

von Redaktion

Marah Strohmeyer-Haider und Monika Stein stellen bis 8. Februar in der Galerie Marah ART in Bernau aus

Bernau – Die Jahreswende gibt vielen Impulse, Bilanz über das abgelaufene Jahr zu ziehen und Ideen für das neue Jahr zu entwickeln. Inspirationshilfe für neue Sichtweisen und Erfahrungen könnte die aktuelle Ausstellung „Zwischen den Jahren III“ in der Galerie Marah ART geben. Noch bis 8. Februar zeigen dort die beiden Künstlerinnen Marah Strohmeyer-Haider aus Bernau und Monika Stein aus Unterwössen neue Objekte, Installationen, Plastiken und Gemälde. Die Besucher sind dabei eingeladen, selbst kreativ zu werden.

Die Ausstellung trägt den Untertitel „Es ist an der Zeit“. Dementsprechend geht es auch darum, innerlich zu entrümpeln, mit überkommenen Glaubenssätzen aufzuräumen oder im Speicher eigener Erinnerungen scheinbar Altbekanntes in neuen Zusammenhängen zu sehen.

Exemplarisch führt dies Marah Strohmeyer in der Arbeit „Schreine“ vor. Dazu hat die Künstlerin aus Bildern der letzten 40 Jahre die Leinwände herausgelöst. Zusammengerollt und kombiniert mit Gesichtern, einer Hand, einem Schlüsselanhänger, einer Maske, Spielzeugfiguren oder chiffrierten Kreidezeichnungen sind sie in farbig gestaltete Holzkästen eingebettet. Diese wiederum wirken verfremdet durch das Überkleben mit dem braun gesprenkelten Papier gebrauchter Teebeutel. Als Stilmittel durchziehen sie das Werk der Bernauerin. Sie sind Zeichen des Innehaltens im Alltag, von kreativen Gesprächen und Gedankenaustausch oder Genuss und kleinen Glücksmomenten. Wie eine Art kollektives Gedächtnis der Erinnerung schweben die neu kombinierten „Gedanken-Schreine“ über den leeren Holzrahmen. Mal geheimnisvoll, mal heiter oder verrätselt laden sie zu Entdeckungsreisen ein.

Neue Denkräume, Ideenkabinette, Gefühlswelten und Assoziationen erschließt die Künstlerin mit ihren Materialbildern und Projekten unter dem Thema „Kokon“. Mal fühlt man sich dabei an depressiv-schwarze Gedankenwelten kirchlicher „Erbauungs“-Literatur, mal an Rosenträume oder an einem Irrgarten ähnelnde Drahtgebilde erinnert, die über den Wolken schweben.

Monika Stein spürt dem Formenreichtum in der Plastik „meine Hände“ nach. Sie spielen miteinander, umschmeicheln sich schützend und folgen doch einem inneren Aufwärtsimpuls. Ähnlich faszinierend ist die Gruppe der „Tänzer“, die an Giacomettis in die Länge verzerrte Schreitende erinnern. Wie Traumwandler schwebend, isoliert und aus der Balance gebracht, folgen sie mehr einer inneren Choreografie als einem gemeinsamen Tanz.

Wuchtig begrüßt und ermahnt den Ausstellungsbesucher beim Betreten der Galerie Monika Steins „Gaia“. Die Figur der Erdmutter hebt anklagend eine von Fabrikschloten, Schiffs- und Flugzeugverkehr erschöpfte Erdkugel in die Höhe. Die Gestalt wirkt ausgemergelt, am Ende ihrer Kräfte. In ihrem Inneren lässt sich bereits die Transformation einer neuen Zeit erahnen: ein Embryo auf goldenem Grund. Es bleibt dem Betrachter überlassen, darin ein Zeichen der Hoffnung oder des Untergangs für die Menschheit zu sehen.

Nicht nur der Kontrast zwischen den archaisch anmutenden Materialbildern von Monika Stein in Naturfarben und ihren grellbunten Abstraktionen ermuntert die Ausstellungsbesucher zum Experimentieren. Ebenso laden dazu kleine Werkstattdrucke ein, die zu neuen Mustern gelegt werden können, ein „Spaziergang auf Wolken“ oder das Nachspüren innerer Glaubenssätze, die – auf einem Spruchband notiert – in der Installation von Strohmeyer-Haider aufgehängt werden. Die Bänder werden im Rahmen einer Abschlussperformance am Donnerstag, 8. Februar, um 16 Uhr transformiert. axel effner

Bis 8. Februar

Artikel 5 von 7