Prien – Trefflicher hätte man den Abend in der evangelischen Christuskirche nicht überschreiben können. Dem Motto „Come together“ folgten so viele Besucher, dass das Konzert später als geplant beginnen konnte.
Die Hauptprotagonisten des Abends waren die Musiker Philipp Stauber an der Gitarre, Mulo Francel mit C-Melody- und Tenor-Saxofon, Didi Lowka am Bass und Tim Collins, der mal Vibrafon, mal Schlagzeug spielte. Allein schon die Namen der Musiker versprachen Klangqualität erster Güte, sind doch Mulo Francel und Didi Lowka Mitglieder von „Quadro Nuevo“. Der Amerikaner Tim Collins, seit vielen Jahren in München beheimatet, gehört zur kleinen Schar der weltbesten Vibrafonisten. Und der international ausgezeichnete Jazzgitarrist Philipp Stauber versteht in der Tradition der klassischen amerikanischen Jazzgitarre, perfekt zu improvisieren.
„The Melody C Sax“ – ein Instrument, das in den 20er- Jahren seine Blütezeit erlebte und leicht „süßlich“ klingt, wie Mulo Francel verriet – sollte im Mittelpunkt stehen.
Tanzmusik der 20er-Jahre also, wie auf seiner neuen CD. Aber es war dann doch weit mehr. Melodien der CD erklangen lediglich ab und an. Stattdessen wurde improvisiert, was das Zeug hielt, immer auf allerhöchstem Niveau, virtuos lässig, schier unglaublich tonschön. Oftmals in Anlehnung an bekannte Jazzstücke wie beim „In a sentimental mood“ von Duke Ellington oder beim „I love you“ von Cole Porter. Oder gar als Uraufführung: Das „Personal Hero“ von Mulo Francel sei für das Eröffnungskonzert zur neuen Lokschuppen-Ausstellung „Heldinnen und Helden“ komponiert, verriet Francel. Beim Hören der ruhigen und verhaltenen Melodien konnte man einfach nur die Augen schließen und genießen.
Anders dann das „7 to 1“ nach Paulo Morello. Das war Brasilien pur: Copacabana und einen Caipirinha in der Hand. Gleich mittanzen wollte man beim „I’ve found a new baby“. Der Stomp(Stampf)-Rhythmus, den Bass und Tenorsaxofon anstimmten und der an die Roaring Twenties erinnerte, gab perfekt den Takt vor. Nicht minder beschwingt war das „I’ve never been in love before“. Verträumt hingegen das „Body und Soul“, bei dem das C-Saxofon die Cantus-Firmus-Melodie spielte. Beim „It’s wonderful“ à la George Gershwin stand das Vibrafon im Mittelpunkt. Bass und Gitarre standen unterstützend zur Seite.
Bei „Lover man“ bekam hingegen Philipp Stauber viel Zeit und Raum. Es war ein großartiges, gleichberechtigtes Miteinander, das Stauber & Friends ihren Zuhörern boten. Man wolle eine positive Stimmung aussenden, Fröhlichkeit und Aufschwung, genau wie in den Goldenen Zwanzigern, hatten Philipp Stauber und Mulo Francel angekündigt. Und das war kein loses Versprechen. Im Gegenteil. Die Musiker lösten alles ein. Inklusive charmanter Übersetzungshilfen. So sei das „you’d be so nice to come home to“ von Cole Porter keinesfalls gleichzusetzen mit einem „Komm du erst mal heim“, sondern umschreibe die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen. Und genau sehnsuchtsvoll schwebten die Töne da im Kirchenraum – die Kirche als Jazzclub.
In vier Wochen übrigens wieder. Dann gibt es eine Klangreise mit Evelyn Huber (Harfe, Gesang), Sven Faller (Bass) und Philipp Stauber (Gitarre). Weitere Informationen zum Konzertprogramm von Stauber & Friends und Kartenreservierungen unter Rheingold089@yahoo.de
.Elisabeth Kirchner