Rosenheim – Poppige Bilder mit knalligen Farben, Motive mit Bewegung und Dynamik: Die Bilder von Nik Richters vermitteln lebendige städtische Atmosphäre, sie drücken Tänzerisches aus und Spannung. Die Farben und Formen erinnern an Graffiti und Street Art, schließlich war Nik Richters selbst als „Sprayer“ unterwegs.
Gemälde wie die beiden „The new past“ wirken hochenergetisch auf die Betrachter, andere wie das Porträt eines meditierenden Punks sind schräg-originell oder strahlen Melancholie aus wie „Frieda“ als Reminiszenz an die Malerin Frida Kahlo. In diesem farbenfrohen Ambiente im Veranstaltungsraum des Pop-up-Kulturzentrums „Affekt“ in der Wittelsbacher Straße verband sich Malerei mit Musik. Bei der Vernissage spielte die Band „Virgin molotov“, zum Ausklang gab es eine Soundperformance des Duos „Klippschliefer“. Der Bandname zeugt von gutem Humor: Die Klippschliefer, eine Art Murmeltier mit Vorkommen in Afrika und Vorderasien, „zeichnen sich durch rhythmische Genauigkeit in ihren Balzgesängen aus“, so eine Studie des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie. „Rhythmustreue Männchen zeugen mehr Nachkommen“, heißt es darin weiter.
Sehr rhythmisch ging es denn auch zu beim Sound des Duos im „Affekt“. Wuchtige Klänge kamen vom Synthesizer, bedient von einem Musiker in rätselhaftem pelzigem Outfit im Stil eines Yetis, noch dazu mit Schutzmaske ausgestattet, eventuell wegen des Bühnennebels für bessere Sicht auf die Tastatur. Dazu der Kompagnon am Schlagwerk, der zunächst einen großen Gong bediente, dann aber an sein Drumset wechselte.
Die beiden ließen dann zur Lichtshow mit überwiegend grünen und roten Impulsen ein wahres Klanggewitter auf die Gäste nieder. Wabernde, mächtige Klangdruckwellen als Grundlage und rasante Rhythmen machten schwer Eindruck und ließen den einen oder die andere ein wenig mitwippen. Vom Schlagwerk gab es im Verlauf einige Varianten zu hören, hochexakt und mit viel Energie. Vom Synthesizer kamen zwischendurch Trillerpfeifen, Vogelgezwitscher und in einer Sequenz martialische Gewehrsalven. Das Publikum konnte den Sound körperlich bei voll aufgedrehter Anlage erfahren, ein besonderes, reichlich anstrengendes Erlebnis und eine Konditionsfrage.
Allerdings kam von den „Klippschliefern“ viel Wucht, sodass nach einer halben Stunde Brachialsound Gehörgänge und Körper der meisten Gäste erschöpft waren. Unentwegte und Neuhinzugekommene erlebten das reizvolle, experimentelle und stark fordernde Klanggewitter der rhythmustreuen „Klippschliefer“ bis zum Schluss.
Andreas Friedrich