Weite Sicht im Talund ein langsamer Weg

von Redaktion

Angerer der Jüngere stellt neue CD vor

Siegsdorf – Unter dem Label Wiesenrand Classik stellt Walter Angerer der Jüngere eine neue CD vor. Die Pianistin Elitza Riva aus Bulgarien spielte 14 Klavierstücke ein, die es erlauben, meditativ in seine eigene Gefühlswelt einzutauchen. Titel wie „Im Wald“, „Kurzer Ausflug“, „Durch den dunklen Wald“ oder „Kleiner Spaziergang“ legen Zeugnis von Angerers Naturverbundenheit ab. „Weite Sicht im Tal“ löst Assoziationen zum Bild „Wanderer über dem Nebelmeer“ von Caspar David Friedrich aus und stellt eine Verbindung zur bildenden Kunst her, in der Angerer der Jüngere ebenso zu Hause ist wie in der Musik.

Zeugnis davon legt das Titelbild ab: Es ist eine Malerei von Angerer der Jüngere. Die Rückenansicht einer nackten Schönen, die nur andeutungsweise in eine Decke gehüllt ist und die – entsprechend dem Titel eines der Werke „Weite Sicht im Tal“ – von der Höhe aus weit über Wasser, Berge und Wolken blickt. Das Bild ist in kühlen Blau- und Grautönen gehalten und vermittelt eine gewisse Morbidität, denn die Frau war offensichtlich von Eis bedeckt – darin konserviert – und taut gerade auf, zerrinnt, vergeht. Die Darstellung der Vergänglichkeit spiegelt sich auch in den Klavierstücken, die spätromantisch anmuten.

Angerers melodische Tonsprache vermag es durch die einfühlsame Interpretation von Elitza Riva Klangbilder in assoziative Fantasie-Bilder zu übertragen, die am Zuhörer vorüber schweben, auch indem sie fast unmerklich ineinander übergehen. Lange Klänge symbolisieren die Weite der Landschaft, tiefe Töne und bisweilen Dramatik im Rhythmus verbindet Angerer mit dem Wald. Im titelgebenden Stück „Adagio“ ist langsames Vorwärtsschreiten vernehmbar. Der Fortgang der Titel endet nach „Trauerode“ symbolisch mit „Klänge aus dem All“.

Brigitte Janoschka

Artikel 2 von 8