Mit Freunden und Mentoren

von Redaktion

Christian Heß kuratiert eine Ausstellung mit Begleitern seines künstlerischen Weges

Ingrid Wieser-Kil: „Drahtseilakt“, Acryl/Leinwand, 2022.

Bruckmühl – Hintersinnig, heiter bis wolkig – eine Wolke aus Beton in einer Wandarbeit von Christian Heß gestattet diese Formulierung – und rundum originell präsentiert sich die neu eröffnete Ausstellung in der Galerie Markt Bruckmühl. 20 Künstler hat Christian Heß, künstlerischer Beirat der Bruckmühler Galerie, zu dieser Schau geladen.

Er nennt die Ausstellung „Wege, Wegbegleiter, Mentoren. Eine Ausstellung von und mit Christian Heß“. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Galerie alle fünf Jahre eine gemeinsame Präsentation aller amtierenden Juroren gezeigt. Dieses Mal regte Andreas Legath, ebenfalls Mitglied des künstlerischen Beirates, im Vorfeld eine neue Variante an, die von den anderen vier Juroren einstimmig angenommen wurde: Jedem der Fünf wird 2024 eine Ausstellung übertragen, in der er oder sie selber ausstellen und Freunde und bekannte Künstler dazu einladen kann.

Unterwegs mit
dem „Zeichenwagerl“

Christian Heß macht nun den Anfang, und bereits im Eingangsbereich sieht man, dass es eine etwas andere Ausstellung sein wird: Sein „Zeichenwagerl“ ist dort positioniert, mit dem er an beliebig ausgesuchten Plätzen innehalten und zeichnen kann. Zudem steht im Büro der Galerie eine 150 Kilogramm schwere Betonwalze, die er bei Aktionen mittels eines massiven Seils durch die Landschaft zieht. So wird die Skulptur selber zum Skulpturenweg. Wege, Wanderwege, auch Irrwege assoziiert er mit diesen Performances. Der Fotograf Martin Weiand, selber auch in der Ausstellung vertreten, begleitete ihn einmal bei einer solchen Aktion, und auch die Malerin Ingrid Wieser-Kil ging ein Stück des Weges mit ihm.

Mit den anderen Ausstellern würdigt Heß Lehrer – Professor Norbert Prangenberg, seine Mentorin Professor Tina Haase (TH) – und Künstler, die Freunde und Wegbegleiter waren und sind. Da gibt es die Gruppe „Pink Paradise“, die aus fünf Kunstschaffenden besteht, deren Werke im Erdgeschoss auf dem Fußboden ausgelegt sind – Peter Pohl, Martin Fritzsche, Rudolf Finisterre, Hannes Stellner und Christian Heß. Jeder ist mit einem für ihn charakteristischen Werk vertreten: Peter Pohl mit einem Käfer aus fluoreszierendem gelbem Acrylglas, Hannes Stellner mit einem großen weißen Ohr aus Gips mit dem Titel „Weißes Rauschen“, um zwei Beispiele zu nennen. Alle Objekte ruhen auf runden weißen Holzplatten.

Zwei Bilder von Ingrid Wieser-Kil in ihrer unverkennbaren hellen Farbigkeit mischen Reales und Informelles. Ihr „Drahtseilakt“ gibt Rätsel auf. Die Münchnerin Christine Ott ist über Jahre ihrem Thema treu geblieben. Nur Papier ist ihr Werkstoff, in wie auch immer geartete Streifen geteilt und arrangiert. Dieses Mal neu: Ein umfangreicher Katalog wurde auf einer speziellen Maschine in dicke Elemente geschnitten, deren Arrangement räumliche Ergebnisse produziert. Konkrete Kunst einmal anders.

Vertraut und doch neu stehen auf einem Sockel zwei Skulpturen von Franz Ferdinand Wörle, die mit ihren geradlinigen Ausschnitten ebensolche Durchblicke vermitteln. Der große Raum im ersten Stock ist „rund“: Ein runder Tisch mit Stühlen lädt Besucher ein, am Sonntag, 18. Februar, ab 11 Uhr zum Zeichnen Platz zu nehmen und Zeichnen als Kommunikation zu begreifen. Alle hier aufgehängten Bilder sind rund, einschließlich der eigens hierfür von Heß gebauten Bilderrahmen. In jedem Rahmen steckt eine Zeichnung von Heß – kleine mit roter Tusche gezeichnete aneinandergehängte Kästchen – die einen Weg auf dem Blatt markieren. Ergänzend hat je einer der ausstellenden Künstler diese Zeichnung übermalt oder unterlegt, so- dass Gemeinschaftswerke entstanden sind.

Mehrere Videofilme begleiten die Ausstellung, so im Dachgeschoss die Arbeit „Flusslauf“. Christian Heß steuert eine große hölzerne Rolle, in der er aufrecht steht, über den Inn, während er sie durch Schritte vorwärts bewegt. Er beendet diesen Lauf, indem er die „Rolle“ aufs Ufer zusteuert und mit sicherem Schritt verlässt. Er trägt einen dunklen Gehrock. Und während er sich vom Ufer fort in die grüne Landschaft entfernt, flattern die Rockschöße im Wind.

Bis 10. März

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