„Jedes Konzert hinterließ eine schöne Erinnerung“

von Redaktion

Wolfgang-Sawallisch-Stiftung Vorstandsvorsitzender Paul G. Bischof und Stiftungsvorstand Robert Höpfner treten nach sechs Jahren nicht mehr an

Grassau – Vor über 20 Jahren hat der Dirigent und ehemalige Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper Wolfgang Sawallisch eine Stiftung gegründet, deren Ziel die Förderung der musikalischen Aus- und Weiterbildung ist. Seit dieser Zeit fördert die Grassauer Wolfgang-Sawallisch-Stiftung begabte musikalische Nachwuchskräfte im Chiemgau. In den vergangenen sechs Jahren leiteten Paul G. Bischof als Vorstandsvorsitzender und Robert Höpfner als Vorstand die Stiftung. In dieser Zeit kamen eine überregionale Musikakademie und eine Konzertreihe in der Villa Sawallisch hinzu. Die beiden Gebäude auf dem Grundstück in Grassau wurden für die Nutzung als musikalische Akademie umgebaut, ausgestattet und energetisch ertüchtigt. Proberäume, Übernachtungsmöglichkeiten sowie zwei Kammermusiksäle entstanden. Die bisherigen Vorstände werden nach sechs Jahren Ehrenamt nicht mehr kandidieren. Im März nehmen Andreas Hérm Baumgartner als Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender sowie Annette Zühlke als Stiftungsvorständin ihre Arbeit auf – Zeit für einen Blick zurück.

Herr Bischof, wie beurteilen Sie die zurückliegenden sechs Jahre?

Die Jahre waren geprägt vom Neustart, vom Entwickeln eines Konzepts für die Sawallisch-Stiftung und natürlich von der Umsetzung des Konzepts. Mittlerweile gibt es zwei erfolgreiche Konzertreihen, die rund 50 Konzerte pro Jahr in der Villa Sawallisch werden vom Publikum gut angenommen. Zu den Meisterkursen der Wolfgang-Sawallisch-Musikakademie kommen junge Musiker und Musikerinnen aus aller Welt, um von hochkarätigen Dozenten unterrichtet zu werden. Ich denke, wir kommen mit diesem Konzept den Wünschen des Stiftungsgründers sehr nahe. Er würde sich vermutlich freuen, wenn  er sehen könnte, was aus seiner Stiftung geworden ist.

Wie sehen Sie die Zukunft der Konzertreihe?

Die Veranstaltungsdichte im Chiemgau insbesondere in den Sommermonaten ist sehr hoch. Dies muss aber kein Nachteil sein. Wenn es auch weiterhin gelingt, anspruchsvolle, abwechslungsreiche und interessante Konzerte anzubieten, mache ich mir über die Zukunft der Konzertreihen keine Sorgen. Die traumhaft schöne Villa Sawallisch, das offene und treue Stammpublikum, die besondere Aura unserer Konzerte, in der man die Musikerinnen und Musiker hautnah erleben darf, sind Garant für eine gute Zukunft. Hinzu kommt, dass es uns gelungen ist, hochqualifizierte und erfahrene neue Vorstände zu finden, bei denen die Konzerte in allerbesten Händen sind.

Wie sehen Sie die Zukunft der Sawallisch-Musikakademie?

Die Musikakademie hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einer anerkannten und in der Fachwelt hochgeschätzten Ausbildungsstätte entwickelt. Im Gegensatz zu anderen vergleichbaren Einrichtungen erhalten wir aber leider keinerlei staatliche Unterstützung. Selbst wenn alle Kurse auch weiterhin gut besucht sind, wovon ich ausgehe, wird es schwer sein, Überschüsse zu erzielen. Diese aber sind erforderlich, um den Stiftungszweck, nämlich die finanzielle Förderung junger begabter Musiker und Musikerinnen, zu erfüllen. Dennoch bin ich optimistisch, dass durch die Kombination von Konzerteinnahmen, Kursgebühren und Spenden die Sawallisch-Musikakademie ebenso wie die Stiftung insgesamt auf einem guten und erfolgreichen Weg ist.

Herr Höpfner, wie waren die vergangenen Jahre als Vorstand?

Meine Tätigkeit war von einer großen Vielseitigkeit geprägt: von Bau- und Sanierungsarbeiten, vom Unterhalt der Gebäude über Finanz- und Personalangelegenheiten bis zu Gartenpflege. Hinzu kam die Betreuung der Meisterkurse und Mithilfe bei der Durchführung der vielen Konzerte. Ich war der „Kümmerer vor Ort“. Zeitweise war es sehr beanspruchend und aufreibend, bringen doch solche Veränderungen oft Probleme mit sich. Doch was mich immer entschädigt hat, waren das Ambiente und die wunderbare Musik, die einen umfangen hat, und der Kontakt mit den Musikern und Kursteilnehmern, aber auch mit dem Personal, das im Büro leider oft wechselte. Auch der Umgang mit den Stiftungsräten war immer sehr angenehm.

Welche positiven Erinnerungen haben Sie?

Höpfner: Jedes Konzert hinterließ eine schöne Erinnerung, gerade für mich, der ich in der klassischen Musik nicht so bewandert war. Ich habe als Quereinsteiger viel gelernt; manche Musikstücke haben mich zu Tränen gerührt. Solche Emotionen waren mir als ehemaligem Verwaltungsbeamten verständlicherweise nicht vergönnt. Eine stetige Freude waren auch die Konzerte der vielen Vögel, die schon ab März bis in den Sommer hinein durch den Wald schallten. Auch die sich entwickelnde Vielfalt an Wildblumen war eine Augenweide. Interview: Uta Grabmüller