Kolbermoor/Landkreis – „Was haben Pullach, Weidach und Westernach gemeinsam?“, fragt der Kursleiter in die Runde seiner Zuhörerschaft in einer Volkshochschule, die in unserer Region gelegen ist. Kursteilnehmer Ludwig antwortet in seiner gewohnt forschen Art: „Eh klar! Pullach, Weidach und Westernach haben doch allesamt dieselbe Endung: ein -ach. Und das heißt: Alle drei Orte liegen an einer Ache, also an einem fließenden Gewässer, an einem Bach oder Flusslauf. Ich denke dabei an die Tiroler Ache, die in den Chiemsee fließt, oder an die Rottach, die rot gefärbte Ache, deren Namen im Ortsnamen von Rottach-Egern am Tegernsee enthalten ist“. Kursteilnehmerin Ursula stimmt wie die meisten Zuhörer zu: „Zumindest Pullach liegt unweit der Mangfall, Weidach bei Bad Feilnbach in der Nähe des Jenbachs und Westernach nah am Fluss Prien, genauso wie Osternach“. „Jetzt wird’s wissenschaftlich, liabe Leit“, sagt der Kursleiter. „Die Lage eines Ortes ist schon wichtig für seine Namenserklärung, aber nicht ausschließlich. Schauen wir uns doch einmal die frühen Nennungen und Schreibungen der drei Ortsnamen an. Da werden Sie alle staunen! Denn nur einer der drei Namen kann auf Anhieb erklärt werden. Also, im Fall von Pullach geht das nicht. Schauen Sie einmal die Namensgeschichte von Pullach im Isartal an: Im Reitzenstein – Lexikon bayerischer Ortsnamen – finden wir vor dem 12. Jahrhundert die Schreibungen Puoch, Puoloch und Puelocham vor. 1399 heißt der Ort Pulach, 1583 Puelach und ab 1716 Pullach.
Der Name setzt sich daher zusammen aus dem althochdeutschen Wort für die Buche und dem althochdeutschen Wort „loh“ für „Hain“, „lichter Wald“. Für unseren Kolbermoorer Stadtteil Pullach sind allerdings solche ganz alten Formen nicht überliefert“. Da meldet sich Kursteilnehmer Roman: „In Schwaben tät Pullach dann Buchloe heißen, oder?“ Der Kursleiter stimmt zu und kommt nun auf Weidach zu sprechen. „In Prien, so steht’s beim Meixner – Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim – gab es früher einmal einen Ortsteil Weidach, der noch als ‚Weidacher Straße‘ weiterlebt. Von diesem Weidach ist die alte Schreibung ‚Wîdach‘, mit langem i also, dokumentiert. Das heißt: Weidach kommt nicht von der Vieh-Weide, denn dann würde es ‚Woadach‘ heißen, sondern vom Weidenbaum, der mittelhochdeutsch wîde lautete und neuhochdeutsch zu „Weide“ umgelautet (diphthongiert) wurde. Die Nachsilbe, das Suffix -ach, früher -ahi, bezeichnet einen Sammelbegriff. Weidach bedeutet also ‚Ansammlung von Weidenbäumen‘. Leider gibt es in unserer Region kaum mehr Ortstaferl, die auf diese meist sehr kleinen Ortsteile hinweisen“. „Doch, schon“, ruft die Ursula.
„An einer Garagenwand hat der Hausbesitzer Sepp Maurer ein hölzernes Hinweisschild für Weidach im Raum Bad Feilnbach angebracht. So kann der Name weiterleben!“ Somit bleibt Westernach der eine von den drei Namen, der sich von einer Ache, und zwar westlich davon, herleitet.