Neuer Lebensraum inspiriert zu Gedichten wie „Winter im Chiemgau“

von Redaktion

Die Lyrikerin Elisabeth Spies feiert ihren 90. Geburtstag – Seit 1977 lebt sie in Unterwössen

Unterwössen – „Das Wasser stürzt um die Quader/der Brückenpfeiler. Hier werde/ ich noch sitzen, wenn der Mond/mein Haar mit blauem Silber tränkt…// An deinen Toten messe ich meine Zeit.“

Dieses Gedicht ist überschrieben „Lauingen an der Donau“. Dort wurde die Dichterin 1934 geboren. Ihre schwäbische Heimat hat sie tief geprägt. Etliche ihrer Verse beschwören diese Heimat, in der Elisabeth Spies ihre Kindheit verbrachte.

1985 war Elisabeth Spies die erste Preisträgerin bei den Kulturtagen im Dillinger Literaturwettbewerb. Der Schriftsteller Ludwig Steinherr meinte 2005: „Sehr eindringliche Gedichte, die Landschaften greifbar entstehen lassen und doch bei aller Sinnlichkeit nie an der Oberfläche bleiben, immer zur ‚leuchtenden Deutung‘ werden, die das Letzte in uns weckt‘“. Elisabeth Spies studierte an der Fremdsprachenschule Vorbeck im Schwarzwald englische Sprache und Literatur. Als Auslandskorrespondentin und Stenografin war sie dann im bayerischen Staatsdienst tätig.

Stets im Sinne einer „leuchtenden Deutung“ bedichtete sie viele Sehnsuchtsorte, die mit ihrer Biografie verwoben sind. Ein Zyklus heißt „Irische Reise“, ein anderer „Südtirol, spät im Jahr“. Ein Gedichtband steht unter dem Motto „Kretische Impressionen“. Ravenna, Lissabon sind weitere Stationen.

Der große Leidensdruck, bedingt durch die lange Zeit unerfüllter Liebe zu einem katholischen Priester hat Elisabeth Spiel letztlich zur Lyrikerin, ja zur Dichterin reifen lassen. Diese schweren Jahrzehnte schildert sie in dem farbig anschaulichen und bewegenden Roman „Das Leuchten der Dunkelheit – Roman einer Priesterfrau“. Erst nach seiner Pensionierung hat sich Lorenz Spies, der leidenschaftliche Seelsorger, laisieren lassen. „Sonnenglut am Horizont“ – dieser Titel bringt Sehnsucht und Hoffnung der Dichterin auf eine knappe Formel. 1977, nach der Heirat, zog das Ehepaar in ein ererbtes Häuschen in Unterwössen im Chiemgau.

Der neue Lebensraum inspirierte Elisabeth Spies zu Gedichten wie „Winter im Chiemgau“, „Bergwanderung“, „Auf den Domstufen von Salzburg“ oder „Herbst am Chiemsee“.

1987 starb Lorenz Spies, seitdem lebt die Witwe allein im „Alten Landhaus“, dem „in Wildnis ertrunkenen Haus“: „Geranien erglühen nachtschwer/am Holz des Balkons/In der Tiefe des Gartens/schimmert Jasmin/ Schwalben schießen zum Nest/im Flur und füttern/ die aufgeregt zirpende Brut/ Kaffeeduft zieht durch das Haus“.

Diese Idylle jedoch ist durchwirkt von schmerzlichen Erinnerungen: „Haus/ durch das die Stunden treiben/auf den grünen Wogen der Akazien/mit dem gebändigten Schmerz/ in den Spiegeln/ und den abgeworfenen Gewändern/fadenscheinigen Glücks//…Einmal/trat die Liebe/über die Schwelle/ groß und leuchtend/ wie ein Versprechen.“

Am Montag, 26. Februar feiert Elisabeth Spies ihren 90. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich! Walther Prokop

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