Rosenheim – Eine exzellente und ausgewählte Mischung melodiöser und swingender Standards des Great American Songbooks und des Modern Jazz war zu hören, als Valentin Schuppich, einer der führenden Pianisten der Wiener Jazzszene, mit seinem Trio ein mitreißendes Konzert im Rosenheimer Jazzclub Le Pirate gab. Zu diesem Trio mit Karol Hodas am Bass und Dusan Novakov am Schlagzeug kam als Solist und Themengestalter der seit über 30 Jahren international geschätzte Tenorsaxofonist Roman Schwaller.
Schon mit der Eingangsnummer „Summer Night“ von Harry Warren, als swingender und melancholischer Jazz-Walzer arrangiert, begeisterten die vier Musiker die zahlreich erschienenen Zuhörer durch ihre Virtuosität und Ausdruckskraft. Schwaller hat die Spielweisen großer Tenoristen wie John Coltrane oder Dexter Gordon in sich aufgesogen und zu einem eigenen Stil verdichtet. So entstand oft ein filigranes Geflecht aus schnellen Läufen, ungewöhnlichen Intervallen und Tempopotenzierungen, energetisch und mit warmem Ton modelliert, wobei er melodiöse Geschichten auf seinem Instrument erzählte, was beispielsweise in Duke Pearsons Hardbop-Nummer „New Girl“ besonders zum Ausdruck kam. Wunderbar zarte Passagen gelangen ihm in Thelonious Monks Ballade „Ruby My Dear“.
Mit traumwandlerischer Selbstverständlichkeit bewegte Valentin Schuppich seine Finger über die Tasten, entspannt zwischen sparsamen Single-Notes, fingerfertigen Läufen und ästhetischen Akkordverbindungen wechselnd.
Besonders überzeugte sein glasklarer Anschlag sowie sein bluesbetontes Spiel, etwa in der Ballade „You Know I Care“ von Duke Pearson, die er mit impressionistischen Tonfolgen einleitete, oder in Cole Porters swingendem „So In Love“, wobei er den Song „I’ve Got No Kick Out Of You“, ebenfalls von Cole Porter, geistreich zitierte.
Bassist Karol Hodas lieferte nicht nur die harmonische Basis und swingende Walking-Linien, sondern trat immer wieder solistisch hervor und zupfte einfallsreiche Sequenzen, auch in schnellen Stücken wie Kurt Weills „This Is New“.
Für den nötigen Drive sorgte Drummer Dusan Novakov, der die Solisten mit präzisen Akzenten unterstützte oder mit ihnen in einen rhythmischen Dialog trat und in Cedar Waltons „Newest Blues“ mit diffizilen Breaks von den Besen zu den Stöcken wechselte. Die Up-Tempo-Nummer „All Through The Night“ gab ihm Gelegenheit ein fulminantes Solo zu trommeln.
Ebenfalls im Up-Tempo kam die Bebop-Komposition „Oblivion“ von Bud Powell als offiziell letztes Stück, bei dem noch einmal alle vier Musiker ihr Bestes gaben, so dass das enthusiastische Publikum noch eine Zugabe erklatschte: „Five“ von Bill Evans, das im Thema wohl ungewöhnlichste Stück des Abends.Richard Prechtl