Rosenheim – Die Rosenheimer Formation „Roverandom“, benannt nach einer Kurzgeschichte von Tolkien, hatte eine Schaffenspause als Liveband auf hiesigen Bühnen. Als Teil des großen „Mittelmeer-Orchesters“ oder als Duo-Auskoppelung wurde in anderen Zusammenstellungen überbrückt, doch umso mehr durfte man jetzt gespannt sein auf den Auftritt im überbordenden „Pirate“. Zu Bettina Wojtalla (E-Gitarre, Violine), Bernhard Breitung (Percussion) und Hauptkomponist Hans Eberle (E-Gitarre, Moog-Synthesizer) gesellen sich nun Stefanie Heringer als Vokalistin, Dominik Ettmayr am E-Bass und der südafrikanische Conga-Profi Leo, der erst vor drei Wochen dazugestoßen war.
Dieses „Mehr“ an Rock-Instrumentierung und Rhythmik machte sich gleich im Auftaktstück „Pasolini“ bemerkbar: Rockigaufbrausend, dann wieder gechillt entspannt verbreitete die Band gute Laune bei eigenwilliger Komposition. Etwas ruhiger geriet der „Che“.
Erstmals prägte Stefanie Heringer den Sound mit lang anhaltenden, gedehnten Tönen. Eine Spur Tom Waits, eine Prise Nick Cave, aber aus der eigenen Feder und mit vielen klanglichen Überraschungen, so präsentierte die Band ihre neu aufgestellte Klangspur.
Congaspieler Leo, der laut Hans Eberle schon mit Bono („U2“) auf der Bühne gestanden ist, überzeugte mit klaren Schlägen und streute ab und an komplexere Rhythmen ein. Mit einer vertonten, unentschlossenen Taxifahrt und skurrilem Eberle-Text, einer träumerischen Chill-Passage sowie einem Umwelt-Thema ging es weiter: „Das Anthropozän kann so nicht weitergehn“, heißt es in den von Hans Eberle eingesprochenen Zeilen.
Tanzbares gab es auch, die doppelte Percussion wirbelte gehörig bei afrikanisch-karibischen Klängen oder dem „Maitanz“ – die Gäste im vollen Lokal wippten mit. Auf die Musikrichtung angesprochen, meinte Eberle „wir schauen, was so kommt, und dann machen wir was draus“ – am besten sagt man wohl „Independent“ zu diesem nicht einzuordnenden Stil, bei dem man nie weiß, was kommt.
Alpenländischer und dann asiatisch anmutender Gesang im Duo Wojtalla und Heringer, mittelmeerische Klänge mit „Die Reise“ und ein wunderbares „Rankham“ rundeten den Auftritt ab. Applaus und gute Laune gab’s reichlich für den poetischen, lustigen und teils rockigen Auftritt.
Andreas Friedrich