Rosenheim – Am 27. Februar 2023 war der 100. Geburtstag des US-amerikanischen Tenorsaxofonisten Dexter Gordon, gestorben 1990, der als erster bedeutender Hard-Bop-Saxofonist in die Jazzgeschichte eingegangen ist. Der Saxofonist Claus Koch und seine Band „The Boperators“ widmeten deshalb ihr Konzert im Rosenheimer Jazzclub „Le Pirate“ diesem genialen Musiker. Zusammen mit dem Tenoristen Koch spielten der Pianist Claus Raible, der Bassist Ernst Techel und Xaxer Hellmeier am Schlagzeug. Eine erlauchte Besetzung also, deren Musiker im „Le Pirate“ keine Unbekannten sind und für einen genussvollen Jazzabend sorgten.
Gespielt wurden natürlich vor allem Kompositionen Dexter Gordons bzw. ausgesuchte Jazz-Standards, die von ihm arrangiert worden waren, die Hälfte davon aus den 1960er-Jahren. Mit kuriosen Anekdoten und interessanten Hintergrundinformationen zu den Stücken führte Claus Koch durch das abwechslungsreiche Programm.
Schon die erste Nummer, die swingende Hardbop-Komposition „Very Saxily Yours“, machte die Virtuosität und Stilsicherheit aller vier Musiker deutlich. Claus Koch, der sich die Spielarten bedeutender Tenoristen der Swing-Ära und des Modern Jazz zu eigen gemacht hat, erwies sich als würdiger Interpret der Musik Dexter Gordons, als er mit vollem Ton, glasklar artikulierten Läufen und lyrischer Melodik improvisierte. Besonders gelang ihm dabei die gefühlvolle Gestaltung von Balladen wie „Ernie’s Tune“, ein Stück, das Gordon für den Film „The Connection“ (1961) geschrieben hatte, oder das durch Billie Holiday bekannt gewordene Lied „You’ve Changed“, auf dem Koch sein Instrument förmlich zum Singen brachte.
Pianist Claus Raible zauberte quirlige Läufe und Intervalle mit der rechten Hand und setzte links ungewöhnliche Akkord-Akzente. In dem relaxed swingenden Stück „So Easy“, einem Blues aus der frühen Phase Dexter Gordons, und in dem Standard „Willow Weep For Me“ erinnerte Raible teilweise an Thelonious Monk und lieferte bluesgetränkte Linien. Virtuose Parallel-Läufe waren in dem modalen Latin-Stück „Soy Califa“ zu hören.
Auch Bassist Ernst Techel trat immer wieder aus seiner soliden Begleitfunktion heraus und improvisierte melodiöse Chorusse. In „The Backbone“, einem diffizilen Thema von seinem Basskollegen Butch Warren, spielte er auch in hohen Lagen bravourös. Zusammen mit Schlagzeuger Xaver Hellmeier bildete er die Grundlage für einen swingenden Rhythmus. Hellmeier, das jüngste Bandmitglied, überzeugte durch elektrisierende Breaks und lieferte in Up-Time-Stücken strukturierte Soli. So zog er in Jule Stynes Filmsong „It’s You Or No One“ alle Register des virtuosen Schlagzeugspiels, was ihm einen frenetischen Applaus einbrachte.
Nach der offiziellen Schlussnummer „Hanky Panky“, die stilistisch an den berühmten „Blues March“ erinnerte, kam als Zugabe der „Second Balcony Jump“, mit dem ein grandioser Jazzabend zu Ende ging. Richard Prechtl