„Letztes Mal hatten wir als Thema drei unterschiedliche Bedeutungen des Grundwortes -ach kennengelernt“, fasst der Kursleiter eines Volkshochschulkurses „Ortsnamenkunde“ die Ergebnisse der letzten Sitzung zusammen. „Dieses Mal aber machen wir es anders herum: Ein und dasselbe Grundwort, nämlich Bichl, aber dann jede Menge an Bestimmungswörtern. Oiss klar?“
Um zuerst die Frage zu klären, was überhaupt ein Bichl sei, wirft der Kursleiter mit dem Beamer den Eintrag von Bichl bei Bad Tölz an die Wand, entnommen aus dem Lexikon bayerischer Ortsnamen von Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein. Dort steht: „Dem ursprünglichen Flurnamen liegt althochdeutsch buhil, puhil ‚Hügel, Anhöhe‘ zugrunde (…).“„Das erinnert mich an Kitzbühel, oder?“ bemerkt die Marlene. Auf boarisch erklärt sie: „Bei mir hoaßd dees eh ‚Kitzbihi‘. Und in meim Nachbarort, z Feimboch, gibt’s aa a Bichl, oiso hoid a Bihi“. Mit dieser Anmerkung hat die Kursteilnehmerin Marlene gleich mehrere lautliche Veränderungen treffsicher dargestellt: Aus puhil oder buhil wurde durch den
i-Umlaut ein bühel und bühl, siehe Kitzbühel. In der bairischen Sprache wurde das ü im Laufe der Zeit zu einem i entrundet. Ergebnis: Bichl, gesprochen als ‚Bihi‘. Denn zuletzt wurde hier das l am Wortende zu i vokalisiert.
Der Kursleiter schreibt nun als erstes „Eichbichl“ an die Tafel. „Kenne ich“, antwortet die Ursula. „Gibt’s bei Stephanskirchen und Vogtareuth und bedeutet ursprünglich ‚mit Eichen bewachsener Hügel‘, oder?“. Beifall! Dann schreibt der Kursleiter „Pfaffenbichl“. Der Ludwig weiß: „Das liegt bei Söllhuben und bezeichnet ein Anwesen auf einer Berghöhe, das einem Weltgeistlichen gehörte, einem ‚Pfaffen‘, wie man früher sagte. Stimmt’s?“ Zustimmung! Der nächste Anschrieb ist „Guggenbichl“. Da fühlt sich die Heike aus Friesland angesprochen: „Na klar! Von so nem Hügel kann man wohl gut in die Weite kucken!“ Gut, dass der Raimund anwesend ist. Als Rimstinger Bürger kennt er „sein“ Guggenbichl, aber auch Guggenbichl bei Rohrdorf. Er zitiert aus einer Studie des Ortsnamenforschers Dr. Josef Bernrieder: „Da es im Oberdeutschen das Verb ‚gucken‘ nicht gibt, stammt der Name doch wohl von ‚Kuckuck‘. Der Siedlungsname geht auf die Flurbezeichnung einer Anhöhe zurück, auf der Kuckucke, bairisch ‚Guckn‘, nisteten“. „So schaut’s aus! Nix mit gucken oder kucken! Aber“, lächelt der Kursleiter, „was sagen Sie zum Namen von „Gasbichl“ in der Gemeinde Frasdorf?“ Die Frasdorferin Ursula hat kein Problem damit: „Natürlich ned vom Gas!“ Sie erwähnt die adligen Herren von Geyerspühel, 1413 und 1437 als Gers- und Geyerspühel geschrieben. Aus dem Flurnamen – Hügel, auf dem Geier genistet haben – entstanden ein Personenname und ein Siedlungsname. Hans Meixner schreibt in „Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“, die jetzige Form erkläre sich aus falscher Übertragung der mundartlichen Aussprache ei – oa. „Oder“, so der Kursleiter, „Gasbichl entstand aus Gersbichl durch eine Abschwächung“. Schade: Für Freibichl, Nudlbichl und Schneebichl war die Zeit zu kurz. Ein andermal! Armin höfer