Austropop-Feuerwerk im Rosenheimer Ballhaus gezündet

von Redaktion

„Auf A Wort“ begeistert vor ausverkauftem Haus das Publikum mit Streifzug durch österreichische Musikszene

Rosenheim – Bei ihrem ersten Konzert im Ballhaus vor 13 Jahren hatten sich nur zehn Zuhörer in den Saal verirrt. Doch der Mut der STS-Coverband aus dem Traunsteiner und Altöttinger Raum „Auf A Wort“, nun dennoch zurückzukehren, wurde belohnt: Ein ausverkaufter Saal und Bombenstimmung waren angesagt. Der bereits für 2020 geplante Termin im Kesselhaus Kolbermoor war leider der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen.

Eingeläutet wurde der Abend durch die beschwingte Erkennungsmelodie der Kult-Dating-Show „Herzblatt“ und die säuselnde Stimme von Susi aus dem Off, die die Zuschauer beglückwünschte, sich statt für einen romantischen Abend oder ein Heavy-Metal- Konzert für die „besten Austropop-Songs der vergangenen 50 Jahre“ entschieden zu haben.

Fulminant präsentiert wurden diese von den drei Frontmännern und Gitarristen Peter Schuster, Mathias Rasch und Chris Huber sowie Martin Zunhammer am Keyboard und Akkordeon, Robert Ertl am Schlagzeug und Bassist Bernhard Schmied. Gegründet im Jahr 2008 mit dem Ziel, die Musik der steirischen Kult-Band STS möglichst authentisch zu spielen, geht die Formation seit 2014 auch mit dem Programm „Best of Austropop“ erfolgreich auf Tour.

Das erste Set wurde passenderweise eingeleitet durch Reinhard Fendrichs Lied „Vü schöner is des G’fühl“ über die positive Kraft von Musik. Bereits beim folgenden „Da kummt de Sunn“ – seinerseits ein Beatles-Cover von STS – bewies das Rosenheimer Publikum Temperament und Textsicherheit, was beim ebenso bekannten Titel „Gö, du bleibst heit Nacht“ (STS) in einem von der Band gelobten Solo-Part des Saals gipfelte. Kultsongs und unbekanntere, ruhigere und rockige Lieder wie „Ala bin“ (Seiler und Speer), „Überdosis G’ühl“ (STS) und „Feuer“, ein Ostbahn-Kurti-Cover von Bruce Springsteen, „Du entschuldige i kenn di“ (Peter Cornelius) wechselten sich ab und sorgten für großartige Stimmung im Stucksaal.

Auch die Tatsache, dass der Gesang während des ersten Sets leider gegenüber den Instrumenten etwas unterging, tat der Begeisterung keinen Abbruch. Ein großer Teil des Publikums sang ohnehin stets textsicher mit, bis der legendäre, melancholische „Großvater“ (STS) als weiterer bejubelter Höhepunkt mit Handy-Lichtermeer die Pause einleitete.

Nachdem die Perle „Segel im Wind“ von Peter Cornelius stimmlich leider noch arg gegen die Wogen der dominanten Instrumente ankämpfen musste, wurde die Abstimmung danach wesentlich besser. Dafür brillierte Chris Huber beim „Segel“ einmal mehr mit einem virtuosen E-Gitarren-Solo.

Dass sich der Austropop auch gerne dem Sehnsuchtsland Italien widmet, zeigte sich in den vom Publikum gefeierten Titeln „Macho Macho“ und „Strada del sole“ (Rainhard Fendrich) oder „Expresso & Tschianti (2021, Josh).

Generell zeigt sich, dass viele der Texte – allen voran die von STS – oft erschreckend aktuell sind und viel Tiefgang aufweisen oder Themen besingen, die einen zeitlosen Nerv treffen: die Schnelllebigkeit der modernen Welt in „Wohin die Reise“, der Ost-West-Konflikt in „Kalt und kälter“ oder Rassismus in „A altmodischer Hund“ (alle STS) – oder in positiver Hinsicht: der ewige Traum vom Aussteigen in „Irgendwann bleib i dann dort“ (STS) oder dem legendären „Reif für die Insel“ (Peter Cornelius) versus Heimatverbundenheit im nicht minder legendären „Fürstenfeld“ (STS) – und natürlich die allgegenwärtige Liebe und Sehnsucht, etwa in „Gö, du bleibst heit Nacht bei mir“ (STS) oder „Weit weit weg“ (Hubert von Goisern).

Das Publikum dankte den Musikern mit tosendem Applaus für einen klangvollen Abend voller Emotionen, der viele auf eine musikalische Zeitreise zum Lebensgefühl ihrer Jugend mitnahm. Claudia Pfurtscheller

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