Traunstein – „…. Die Kinder würden Suppe aus meinen Schüsseln essen, die Frauen Früchte in meine Schalen legen und die Männer Wein aus meinen Krügen trinken. Alle Menschen sollten fähig sein, so zu leben wie in früheren Zeiten die Reichen und Mächtigen, umgeben an allen Tagen von Gegenständen, die von den besten Künstlern ersonnen und verwirklicht wurden, umgeben von Schönheit.“ Dieses Zitat stammt von Pablo Picasso, passt aber bestens zu der gerade in der Alten Wache in Traunstein eröffneten Ausstellung „Tonspuren“. Zwölf Keramiker aus der Region zeigen eine wunderbare Vielfalt von Gebrauchskeramik und künstlerischen Objekten in vielen Techniken.
Allen gemeinsam ist der Werkstoff Ton, ob gedreht, gebaut, geformt, gegossen, glasiert, dekoriert und hoch gebrannt, wobei es wieder die verschiedensten Brennarten gibt.
Wirkungsvolle
Präsentation
Die Gemeinschaft der Keramiker im Chiemgau stellte bereits einmal vor zehn Jahren in der Klosterkirche zum Thema „Über den Tellerrand hinaus“ aus und vor sechs Jahren in der Alten Wache zum Thema „geformt“. Trotz des vergleichsweise kleinen Ausstellungsraums können alle zwölf Kunsthandwerker Beispiele ihrer Arbeiten wirkungsvoll präsentieren.
Plastisch vorgeführt wird dem Besucher anhand der vielen, ganz unterschiedlichen Objekte die jeweilige „Eigensprache“ des Keramikers. Diese setzt sich aus der Verwendung unterschiedlicher Materialien und Arbeitsprozesse, ob Scheibentöpfer oder Baukeramiker, der Gestaltung des Dekors oder Ornaments sowie Form und Glasur zusammen. Dabei zeigt sich die Qualität des Objekts in seinem plastischen Ausdruck der Form und seiner sinnlichen Gestaltung, die den Benutzer – bei Gebrauchskeramik – den Gegenstand immer wieder gerne benützen lässt, wie zum Beispiel beim Morgenkaffee immer denselben Becher.
So war es eine gute Idee, dass jeder der Keramiker für ihre/seine Arbeitsweise typische Becher anfertigte, die auch als Andenken für vergleichsweise wenig Geld zu haben waren.
Kathrin und Martin Ernst zeigen im Gasofen mit Schmauchbrand gebrannte anspruchsvolle Gefäßkeramik, darunter eine 85 Zentimeter hohe Bodenvase. Dorothe Hahn präsentiert unter anderem eine „große Schale mit Elefanten“, in heller Engobetechnik bemalt. Von Elisabeth und Thomas Heimbucher, die eine ständige Ausstellung in der Töpferei am Strandbad haben, sind herzerfrischende ungewöhnliche Skulpturen, wie die „Läufer“ 1 und 2 oder „Die Band“ zu sehen.
Ausgetrockneter
See als Vorlage
Ein experimentierfreudiger Keramiker ist Wolfgang Irmer, der bei der „Platten Tektonik 4“, von den Rissen eines 2014 ausgetrockneten Sees an der Seeoner Seenplatte ausgehend, die Teile von anthrazit-braunem Ton weiß matt glasiert und bei 1240 Grad zu Steinzeug brennt. Ein „Tonspurentrio“ präsentiert Magdalena Kink, während Pia Keul mit ihren fröhlichen „Badefreundinnen“ oder „Frederica“ erfreut.
Irmgard Minisini-Kurz, die Werkstatt und Wohnung in Übersee hat, zeigt ein hauchdünnes Keramikset, das sich durch intensive Farbigkeit und formale Strenge auszeichnet. Barbara Lammers aus Aschau beteiligt sich an der Ausstellung mit zweimal drei Wandtafeln „kontrastreiches Trio“ und „Leitfaden“. Simone Loy zeigt aus ihrer Werkstatt in Höslwang zeitlos schönes Design in hochwertigem Steinzeugton, gebrannt aus besonderen Erden, die sie beim Spazierengehen gefunden hat.
Karin Rauchalles von der „kleinsten Töpferei im Chiemgau“ in Siegsdorf liebt die Arbeit an der Drehscheibe, wobei sie zur Gestaltung ausgeschnittene Muster und Ornamente für individuelle Gebrauchs- und Gartenkeramik verwendet. Auf ihren Wohnort anspielend, ist an der „Wasserstelle“ ein Mammut zu sehen.
Das Markenzeichen der Keramik von Iris Stoff, mit Werkstatt und Wohnung auf der Fraueninsel, sind die genauen Zeichnungen von Tieren auf Tafeln oder Wandfliesen mit Linoldruck und Bemalung auf Steinzeug und hoher Brenntemperatur. Manuela Zückert aus Baierbach am Simssee zeigt hier mehrere ihrer wunderbar ästhetisch gestalteten Brottöpfe aus schwarzem Ton und Deckel aus Nussbaumholz.