Bruckmühl – In der Reihe „Das geistliche Volkslied das Jahr hindurch“ hat die Volksmusikpflege um 1980 im katholischen Bildungswerk Rosenheim versucht, an die vergangenen Bemühungen in der Volksliedpflege im religiösen Rahmen anzuschließen – und zwar durchaus mit dem Blick auf die Ökumene und das christliche Menschenbild und die dazugehörige Weltanschauung. Die geistlichen Volkslieder drücken seit Jahrhunderten eher das Gemeinsame und weniger das Trennende in den Glaubensrichtungen aus – besonders, wenn die Texte von „Laien“ erstellt wurden, die versucht haben, den einfachen Menschen den Glauben näher zu bringen auf der Basis der Texte der „frohen Botschaft“.
Dabei konnte die Volksmusikpflege direkt an die Bemühungen von Annette Thoma (1886 bis 1974) anschließen, die im Zusammenwirken mit Kiem Pauli, Wastl Fanderl und Pfarrer Niegl (Unterwössen) seit den 1950er-Jahren versucht hatte, den Gesangsgruppen und den Laiensängern mit volksliedhaften Melodien die einfache Botschaft von der Liebe Gottes für die Menschen näherzubringen. Dies geschah schon ab 1951 bei den von Rosl Brandmayer im Bildungswerk mit Kiem Pauli begonnenen Singtagen. Es ging ab 1958 weiter über die „Sänger- und Musikantenzeitung“ von Wastl Fanderl, die volksmusikalischen Angebote auf dem Freisinger Domberg, die Lieder der Fischbachauer Sängerinnen und die Arbeiten von Kurt Becher vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, der in den 1970er-Jahren das Thema „geistliche Volkslieder“ und „Volkslieder in der Kirche“ ganz neu aufrollte.
Ehe wir von der Volksmusikpflege des Landkreises Rosenheim ab April 2024 in der Ausstellung in Schloss Hartmannsberg bei Bad Endorf über „Annette Thoma, Tobi Reiser und Hans Kammerer“ diese Volksmusikpflege von den 1930er- bis in die 1970er-Jahre darstellen, lädt der „Förderverein Volksmusik Oberbayern“ am kommenden Dienstag, 12. März, um 19 Uhr zu einem Abend mit Eva Bruckner über „Die Lieder von Annette Thoma“ ein. Wegen der Raumknappheit im Fördervereins-Büro in Bruckmühl (Pfarrweg 11) ist eine vorherige Anmeldung unbedingt notwendig (Telefon 08062/8078307 oder ernst schusser@heimatpfleger. bayern).
An diesem Abend will die Volksmusikpflege Lieder singen, die Annette Thoma (Riedering) aus alten Quellen hervorgeholt, gestaltet und erneuert hat oder die in Text und Melodie aus ihrer Feder stammen. Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege hat 1973 einige davon in dem Heft „Passions- und Osterlieder aus dem bairisch-alpenländischen Raum“ veröffentlicht (siehe „Osternacht“). Dazu kommen Heiligenlieder (beispielsweise Florian, Leonhard) oder die Gesänge der „Kleinen Messe“ mit dem seither bekannten Halleluja-Ruf „Wir grüßen Dich in Deinem Wort, das uns die Botschaft bringet! Schließ auf, schließ auf Herr unser Herz …“
Annette Thoma hat schon 1933 ihre „Deutsche Bauernmesse“ fertiggestellt, die die „Riederinger“ zum Namenstag vom Kiem Pauli „uraufgeführt“ haben. Seitdem sind die Messlieder wie das Kyrie „Auf auf in Gottes Nam“ im Repertoire vieler Gesangsgruppen enthalten. Auch Adventslieder wie „In Nacht und Dunkel liegt die Erd“ oder „Als Maria übers Gebirge ging“ haben weite Verbreitung unter den Volksmusikgruppen gefunden. Im gemeinsamen Singen will die Volksmusikpflege zusammen mit Eva Bruckner versuchen, einen Einblick in die Machart und die Ausstrahlung der Lieder von Annette Thoma zu gewinnen. Ernst Schusser