Die unendliche Leichtigkeit des Swing

von Redaktion

Samerberger Jazz Ensemble spielt bei seinem 82. Konzert im Rosenheimer „Le Pirate“ Stücke von Count Basie

Rosenheim – Es war das 82. Konzert des „Samerberger Jazz Ensembles“ im „Le Pirate“, das diesmal dem bedeutenden Jazz-Pianisten und Orchesterchef Count Basie gewidmet war. Bandleader und Schlagzeuger Michael Keul hatte dafür mit dem Saxofonisten Claus Koch eine Septett-Besetzung zusammengestellt in Anlehnung an Basies „Kansas City Seven“, einer Combo, zu der Count Basie seine Bigband 1950 aus damals wirtschaftlichen Gründen eingeschmolzen hatte.

Michael Keul und Claus Koch führten kenntnisreich abwechselnd durch das erlesene Programm, das die für Basie typischen lässig swingenden Combo- und Big-Band-Stücke enthielt und, wie Keul in Anspielung auf einen Romantitel Milan Kunderas treffend bemerkte, die „unendliche Leichtigkeit des Swing“ präsentierte.

Die als „All American Rhythm Section“ bekannte Rhythmusgruppe Basies, für den typischen Basie-Swing verantwortlich, wurde authentisch repräsentiert von der „All Bavarian Rhythm Section“, wie Keul sie bezeichnete: Pianist Claus Raible verband den sparsamen und spannungsgeladenen Stil des Meisters gekonnt mit modernen Attitüden und perlenden Läufen, Ernst Techel swingte mit Walking-Bass-Linien à la Walter Page und zupfte auch ausdrucksstarke Chorusse, während Michael Keul wie Jo Jones für den lässig und entspannt swingenden Stil die rhythmische Basis lieferte. Er glänzte auch solistisch und explodierte förmlich in dem Up-Tempo-Standard „Lester Leaps In“.

Die Rolle des Gitarristen Freddie Green, ohne den der typische Basie-Sound nicht möglich gewesen wäre, übernahm Elias Prinz. Anders als Green, der so gut wie nie ein Solo gespielt hatte, improvisierte der erst 23-Jährige virtuos zwischen Single-Notes und Akkord-Voicings im Stil Wes Montgomerys. Das Paradestück für die Rhythmusgruppe war „The Basie Boogie“ mit herrlichen Dialogen zwischen Piano und Schlagzeug.

In allen anderen Stücken dominierten selbstredend die Bläser mit gestochenen Sätzen und den typischen Riff-Melodien. Gefühlvoll und mit klar artikulierten Linien agierte Claus Koch in der Nachfolge großer Tenoristen wie Lester Young und zauberte melancholische Melodien wie etwa in der von Al Cohn arrangierten Ballade „Baby Please“.

Auch Trompeter Heinz Dauhrer, obwohl schon seit den 1970er-Jahren im Raum Rosenheim aktiv, das erste Mal im „Le Pirate“, überzeugte durch energetische Chorusse und grandiose Höhenflüge auf der Trompete. Mit dem Einsatz verschiedener Dämpfer in Stücken wie „Topsy“, dem guten alten „Moten Swing“ oder dem Session-Schlachtross „Jumpin‘ At The Woodside“ gelangen nicht nur ihm Reminiszenzen an große Swingsolisten.

Eigens aus Ulm angereist war Posaunist Lukas Jochner. Er verband die swingende Spielweise mit moderner Phrasierung und spielte ausgewogene Melodien, was besonders in „Dickie’s Dream“, einer Komposition seines Posaunenkollegen Dicky Wells zum Tragen kam. Der swingende Abend endete nach Basies Erkennungsmelodie, dem „One O’Clock Jump“, mit einer Jam-Session als Zugabe, bei der noch einmal heiße Riffs und Improvisationen zu hören waren.Richard Prechtl

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