Bad Endorf – Sie sind noch blutjung und besitzen ein überragendes musikalisches Talent: Der erst 15-jährige Andreas Pihusch und seine 17-jährige Cousine Elisabeth Pihusch, die beide Geige spielen. Begleitet von Kazue Weber-Tsuzuki und Yume Hanusch am Klavier führten die Rosenheimer Musikpreisträger auf Schloss Hartmannsberg Werke von Mendelssohn, Beethoven, Bach und Tschaikowski auf.
Mendelssohns Violinkonzert in e-Moll op. 64 ist ein Ohrwurm der klassischen Musik. An den Solisten stellt das Werk höchste virtuose Ansprüche. Andreas Pihusch spielte bereits das vornehm melancholische Allegro molto appassionato mit seinen Triolenfigurationen und grandiosen Klangeffekten technisch perfekt und, so schien es, fast beiläufig. Schön klang immer wieder sein zartes Vibrato, toll war die Kadenz, die das Publikum bannte. Nach einem innigen Andante demonstrierte Pihusch im furiosen Finale, das er stürmisch vorantrieb, erneut seine große musikalische Begabung. Kazue Weber-Tsuzuki am Klavier, das zunächst ein wenig dumpf klang, ersetzte kraftvoll und rhythmisch ein ganzes Orchester. Als Zugabe nach dem stürmischen Beifall spielte Andreas Pihusch noch ein anspruchsvolles Capriccio von Paganini.
Im ersten Satz Allegro con brio der Violinsonate op. 12 Nr. 1 von Beethoven beeindruckte die elfenzarte Elisabeth Pihusch das Publikum mit einem sensiblen, ausdrucksstarken Spiel. Zunächst ein wenig verhalten, dann mit vollem Körpereinsatz, leidenschaftlich und musikalisch makellos, verströmte die Violinistin in dem kleinen Raum melodisch lebhafte Freude und Heiterkeit. Yume Hanusch am Klavier, die zur Violine in einer geglückten klanglichen Balance stand, war für Pihusch eine ideale Partnerin.
Bachs Partita Nr 1. in h-Moll für Solovioline interpretierte Elisabeth Pihusch derart streng und präzise, dass man nur staunen konnte. Die rhythmisch reiche Verschiedenartigkeit der Tanzsätze, ihre Melodik, aber auch ihre kühle Monotonie faszinierten bis zum letzten Takt.
Regelrecht in Trance spielte sich Elisabeth Pihusch in den zwei letzten Sätzen von Tschaikowskis Violinkonzert. Klangschön und eingängig animierte die melancholische Musik zum Mitsummen. Pihusch spielte mit Schmelz, Temperament und Ausdruckskraft, gab gleichsam ihr Ganzes, was die Wirkung auf das Publikum nicht verfehlte. Pianistin Yume Hanusch am Klavier präsentierte das Orchester im Andante mit feinen farblichen Abstufungen, während Pihuschs Violine einen wehmütigen Gesang erklingen ließ. Reißerisch endete das Violinkonzert mit dem Finale, in dem die Solistin ihr virtuoses Können brillant zu Gehör brachte.
Nach dem rauschenden Beifall spielte die hochbegabte Violinistin noch den letzten Satz einer Partita von Backhaus.Georg Füchtner