Rosenheim/Schechen – Eine unglaubliche Vielzahl von Bühnenstücken der Weltliteratur hat er in Rosenheim und Umgebung inszeniert, Menschen jeglichen Alters mit der Bühne vertraut gemacht, dabei ihre Persönlichkeit weiterentwickelt, ja teilweise freigelegt, ihnen an der Volkshochschule italienische und spanische Sprache und Kultur vermittelt, seine Schüler bekocht – und alles ohne große Rücksicht auf eigene Ressourcen sowohl gesundheitlicher als auch finanzieller Art: Anton „Toni“ Müller, geboren am 13. März 1944 in Bad Aibling, aufgewachsen in Aising, wird heute 80 Jahre alt.
Am Anfang standen
„Die Räuber“
Nach dem Abitur 1963 im Gymnasium Tegernsee studierte er Altphilologie, Theaterwissenschaften und Italienisch in München, war Volontär, Regieassistent und Abendspielleiter an der Kölner Oper, Regieassistent bei den Salzburger Festspielen. Sein beruflicher Weg führte ihn weiter nach Mannheim und Lüneburg.
Auf Wunsch Rosenheimer Jugendlicher inszenierte er mit ihnen 1982 „Die Räuber“ von Friedrich von Schiller als Freilichtaufführung in der Aisinger Grundschule und in der Rosenheimer Stadthalle. Aufgrund des großen Erfolges entschied sich Müller, die ihm angebotene Stelle als Spielleiter am Nationaltheater in Mannheim auszuschlagen und stattdessen in Rosenheim mit der Gruppe „Die Vaganten“ das „Theater am Markt“ zu gründen. In dieser Zeit inszenierte er auch in Bogota in Kolumbien.
Nach der Trennung von der Gruppe – heute „TaM Ost“ – inszenierte er als „Müllers Wandertheater“ auf mehreren Bühnen in Rosenheim, gab Theaterkurse und schuf in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendring Aufführungen für die Jugend. An der Volkshochschule gab er Italienisch- und Spanischkurse. 1992 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Rosenheim.
Nach einer weiteren Station in Köln führte er von 1998 bis 2001 Regie für das Ensemble „Theater im Kino“ in Bad Endorf in „Marias Kino“ und im dortigen Kurpark, wofür die Initiative den Kulturpreis des Landkreises erhielt. 2003 begründete er in der Rosenheimer Chiemseestraße die „Theaterinsel“ als neue schöpferische Heimat. Seine letzten Bühnenarbeiten waren dort 2019 zu sehen.
Toni Müller hat in seiner Zeit wie kein Zweiter in der Region Rosenheim Maßstäbe für hochqualitative Theaterarbeit und Schauspielausbildung gesetzt und damit auch bestehende Theatergruppen ermuntert, neue Wege zu gehen. Sein früh gestorbener Schüler Gerry Mierbeth sorgte mit der Gründung des Theaters „Belacqua“ Wasserburg für eine weitere etablierte Theaterbühne in der Region.
Eine Festschrift
zum Geburtstag
Müller lebt seit 2021 aufgrund körperlicher Einschränkungen in einem Pflegeheim in Schechen und wird am kommenden Samstag im Rahmen einer internen Feier mit einer 168-seitigen Festschrift geehrt. In diesem Buch mit umfangreichem Bildmaterial, ergänzt mit einer wohl nicht ganz vollständigen Aufzählung der rund 150 Inszenierungen seit 1982, kommen rund 40 Zeitgenossen zu Wort. Das Werk – Auflage 500 Exemplare – ist für 15 Euro ab kommender Woche zunächst in der Rosenheimer Buchhandlung Beer in der Heilig-Geist-Straße 2b zu erwerben.