Vom Tam-Ost auf die Kino-Leinwand

von Redaktion

Der Haager Schauspieler Christian Swoboda spielt eine Hauptrolle in dem neuen Film „Hundswut“

Rosenheim – Diese Woche hat der Film „Hundswut“ des Regisseurs Daniel Alvarenga Premiere. Am Dienstag, 26. März, kommt der Film auch ins Rosenheimer Kinopolis. Es ist ein dunkles Drama, angesiedelt im Bayern der 1930er-Jahre. Es geht um Morde, um Verdächtigungen und Beschuldigungen, die sich zu einer buchstäblichen Hexenjagd ausweiten – und das alles vor dem Hintergrund des erstarkenden Nationalsozialismus. Eine der Hauptrollen in diesem Film, den Bürgermeister des Ortes, spielt Christian Swoboda (52) aus Kirchdorf bei Haag, der den Rosenheimern durch viele Rollen im Tam-Ost bekannt ist. Wie er zum Schauspielen und zu der Rolle kam, erzählt er im Interview.

Herr Swoboda, wie kam es überhaupt, dass Sie Schauspieler wurden?

1999 war ein Freilichttheater in Kirchdorf mit dem Titel „Feinde ringsum“ – da bin ich eingesprungen. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Dann war 2000 das Bürgerspiel in Wasserburg. Da hatte ich mich beworben und bin genommen worden – als ein Schneider. Das hat mir dann noch mehr Spaß gemacht. 2003 hat mich derselbe Regisseur, Christian Huber, nach Attel geholt zum Freilichttheater „Im Bann der heiligen Lanze“, da habe ich den Pater Ulrich gespielt. Dann wollte ich eine Aufführung der „Theaterinsel“ von Toni Müller in Rosenheim besuchen, die fand aber nicht statt, dafür lag da ein Flyer aus: „Schauspieler gesucht – Einstieg jederzeit möglich“. Die Woche drauf bin ich hingegangen – von da weg war ich in der „Theaterinsel“. Zuerst mit kleineren Rollen, dann mit immer größeren. 2007 bis 2014 habe ich bei Toni Müller gelernt. Das, was er mir mitgegeben hat, ist sehr wertvoll, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ich durfte „Mathilde“ spielen, ein Stück, das er selber geschrieben hatte. Das war wie ein Ritterschlag für mich. Damit bin sehr gewachsen.

Wie kam es dann zu den Rollen im Tam-Ost?

2014 haben sie dort jemanden gesucht für die Men-Strip-Komödie „Ganz oder gar nicht“. Das lief alles zuerst noch parallel zur „Theaterinsel“, dann war ich nur noch im Tam-Ost.

Und wie sind Sie jetzt an die Rolle in „Hundswut“ gekommen?

Es ist schon mein zweiter Kino-Film. Ich war bei „Girl You Know It’s True“ von Simon Verhoeven über das Pop-Duo Milli Vanilli dabei – ganze drei Sekunden (lacht). Ich habe einen Fotografen gespielt. Ich bin auch im Abspann erwähnt. An beiden Drehtagen war ich vier Stunden dagesessen und hab den anderen zugeschaut. Dann war eigentlich keine Zeit mehr für mich, aber der Regisseur Simon Verhoeven hat gemeint, das machen wir schnell noch – ohne Probe, sofort! Dann hat er zu mir gesagt: „Das war schon alles ganz gut – jetzt eine Nuance langsamer, kleinere Schritte machen!“ Dann: „Aufnahme – Danke, passt!“ Ich hab‘ mir dann gedacht, die schneiden das bestimmt raus – aber alles ist drin geblieben!

Wie ist die Filmproduktion auf Sie gekommen?

Ich bin auf allen Schauspieler-Plattformen vertreten, besonders in „Filmmakers“, und ich bin auch beim Bundesverband Schauspiel (bffs) als „Schauspieler“ gemeldet. Damit bin ich ganz offiziell ein deutscher Schauspieler.

Wie kamen Sie jetzt zu „Hundswut“?

Über Bekannte, die haben gesagt, Mensch, das wäre doch was für dich! „Hundswut“ hätte schon längst stattfinden sollen, die Besetzung stand auch schon – dann kam Corona. Für den Film wurde mittels „Crowdfunding“ Geld gesammelt: Man konnte Premierenkarten oder ein von allen Schauspielern signiertes Kinoplakat kaufen – oder man konnte sich mit einer kleinen Rolle für 250 Euro einkaufen. Ich wollte da dabei sein. Dann konnte ich mich bis zum Stichtag zwar online anmelden, aber dieses Google Pay nicht installieren: I hob mi do gstellt! (lacht). Dann habe ich in meiner Verzweiflung dem Regisseur Daniel Alvarenga eine E-Mail geschrieben, ich würde mich gerne persönlich anmelden und das Geld vorbeibringen. Kurz darauf hat er mich angerufen: Ob ich Lust hätte auf eine größere Rolle? „Sehr, sehr gerne, her damit!“, hab‘ ich geantwortet. Zwei Tage vorher hat nämlich Konstantin Wecker diese große Rolle als Bürgermeister abgesagt, der hat jetzt noch eine kleinere Rolle und macht auch einen Teil der Filmmusik. Meine E-Mail war für den Regisseur ein Segen, er hat gewusst: Das ist mein Bürgermeister! Er wollte mich dann in Passau sehen – und hören, ob ich Bairisch kann. Das war ihm ganz wichtig, denn alle im Film reden Bairisch.

Wie haben die anderen Schauspieler wie Markus Brandl, Christian Tramitz, Heio von Stetten und Christine Neubauer Sie aufgenommen?

Sehr gut – wir waren sowohl im Freilichtmuseum Finsterau als auch im Freilichtmuseum Glentleiten, wo wir gedreht haben, alle in einem großen Raum, niemand hatte eine eigene Garderobe. Wir waren eine große Familie. Sie haben mich behandelt, als wäre ich schon immer dabei. Mit Sepp Schauer und Corinna Binzer hat sich ein engerer Kontakt entwickelt. Ich hatte am Anfang schon Angst, weil einer sich erkundigt hat: Sollte man nicht eine Probe machen mit dem Christian, ist der schon geeignet? Und derselbe hat später zum Regisseur gesagt: Der Christian ist super!

Interview: rainer w. janka

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