Prien – Die Liebe zur Bühnenkunst, vor allem zum Theater, eint schon seit Schulzeiten Julia Urban und Tobias Ihm. Trotz Studium und Berufstätigkeit hielt die Freundschaft, ebenso die Liebe zum Theater. Die ging sogar so weit, dass man vor elf Jahren beschloss, die Theaterkunst zu fördern und dafür einen Verein zu gründen. Wo steht der Verein heute? Und wie schaut es mit der Theaterszene in und um Prien aus? Ein Gespräch mit dem ehemaligen Vorsitzenden Tobias Ihm und seiner Stellvertreterin Julia Urban.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Kunst und Kultur werden ja oft als Wohltaten angeführt. Euer Verein hatte sich mit verschiedenen Veranstaltungen in und um Prien schon einen guten Namen gemacht. Inwieweit hat euch Corona ausgebremst? Und macht sich das heute noch bemerkbar?
Julia Urban: Ursprünglich gründeten sich die Bühnenkunst Förderer 2013 als reiner Förderverein für „Theater im Park“ in Aschau, ein Projekt, das damals von Schauspieler Achim Schelhas und Regisseur David Jentgens initiiert wurde. Als 2017 Theater im Park vor dem Aus stand, entwickelten wir mit „Dramasuri“ unser erstes eigenes Theaterfestival im Priener Eichental. Acht Produktionen an elf Tagen – ein riesiges Unterfangen für einen gemeinnützigen Verein, sowohl finanziell als auch organisatorisch. 1800 Zuschauer im ersten, 2400 im zweiten Jahr – der Erfolg war überwältigend. Eigentlich wollten wir „Dramasuri“ alle zwei Jahre wiederholen, dann kam Corona. Zwei fertige Spielpläne, viele Arbeitsstunden und natürlich auch Geld lösten sich da in Luft auf.
So langsam kehren unsere Zuschauer und unser Mut zum Veranstalten wieder zurück. Schon „3 Tage – 3 Events“ zum zehnjährigen Jubiläum im vergangenen Jahr war gut besucht. Aber eben noch nicht so wie erhofft. Heuer bieten wir mit „Freude hoch 5“ eine Reihe von hochwertigen Gastspielen an verschiedenen Spielorten in Prien und Rimsting. Der erste Abend „Köstliches Wirrwarr mit Rigol & Torf“ im Chiemseesaal hat unsere Erwartungen nun mehr als übertroffen. Die Freude war groß. Hoffentlich ein gutes Omen für unsere nächsten Theaterabende!
Woran könnte es liegen, dass die Leute erst so langsam wieder ins Theater kommen?
Julia Urban: Das vermag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht wollen sich die Menschen nicht mehr so festlegen? Am Eintrittspreis liegt es hoffentlich nicht: 25 Euro, ermäßigt 15 Euro. Das sind keine astronomischen Summen, aber für manche doch viel Geld. Als Veranstalter ist es uns aber ein Anliegen, die Künstler fair zu bezahlen und ihnen professionelle Bedingungen zu bieten. Wir Bühnenkunst Förderer arbeiten natürlich alle ehrenamtlich.
Einen gemeinnützigen Verein zu gründen klingt erst einmal sehr bürokratisch.
Tobias Ihm: Das ist es auch. Aber es war nötig, denn schon bei „Theater im Park“ zeigte sich, dass trotz des großen Engagements aller Beteiligten die finanziellen Möglichkeiten begrenzt waren. Professionelle Theaterprojekte sind sehr kostenintensiv und ohne die Unterstützung von Sponsoren nicht zu bewältigen. Ein Verein wie unserer macht es durch seine Gemeinnützigkeit möglich, Spenden zu sammeln und diese dann Projekten gezielt zukommen zu lassen. Die Idee eines solchen Vereins begeisterte uns damals so, dass wir als Förderverein nicht nur „Theater im Park“ zur Seite stehen wollten. Wir wollten weiter greifen, die Bühnenkunst in ihrer Gesamtheit in unserer Gegend unterstützen, und dazu beitragen, Projekte zu realisieren, die sonst vielleicht nicht das Licht der Welt erblicken würden.
Und heute? Was zeichnet den Verein aus?
Julia Urban: Weiterhin Freude und Lust am Theater! Professionelle Bühnenkunst-Schaffende können bei uns um Förderungen aus dem Vereinsvermögen ansuchen sowie auch zweckgebundene Spenden abwickeln. Wir haben ein Netzwerk aus Kunstschaffenden, Förderern und Freunden initiiert. Derzeit hat unser Verein 120 Mitglieder. Das gilt es weiter auszubauen, und wir treten natürlich als Veranstalter auf.
Und wann gibt es das nächste „Dramasuri“?
Tobias Ihm: Die Corona-Zeit hat uns bitter erkennen lassen müssen, dass Veranstaltungen in der Dimension eines „Dramasuri“-Festivals für die ehrenamtlichen Kräfte eines gemeinnützigen Vereins sehr riskant sind. Daher konzentrieren wir uns aktuell auf Einzelveranstaltungen.
Julia Urban: Zwischen den Kulturstandorten München-Salzburg-Wasserburg gibt es nur wenig Sprechtheater im professionellen Bereich. Wir sehen uns quasi als niederschwelligen Nahversorger. Wobei wir mit Dani Wolfs „Vogelfrei“ zusätzlich einen verlässlichen Partner im Bereich Kinder- und Jugendtheater haben. Wir wollen eine Qualität fürs Gemeindeleben schaffen. Theater ist ja ein Gemeinschaftserlebnis.
Interview: Elisabeth Kirchner