Rosenheim – Der in Rosenheim aufgewachsene Pianist Herbert Schuch ist weltweit unterwegs, aber im Raum Rosenheim immer präsent, nicht zuletzt durch seine Tätigkeit als Intendant der Schlosskonzerte Neubeuern. Immer wieder und gerne spielt er mit seiner Frau Gülru Ensari zusammen, die ebenfalls Pianistin ist. Jüngste Frucht dieser Zusammenarbeit ist eine neue CD beim Label naïve mit dem Titel „eternity“, also Ewigkeit. Wieder ist es eine sich gegenseitig belebende Mischung mit verschiedenen Komponisten aus verschiedenen Epochen: Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms und Olivier Messiaens. „Annäherungen an die Ewigkeit“ nennt Herbert Schuch diese Kompilation im Booklet.
Unendlich weich und wehmütig mit fast ängstlichen Verzögerungen und winzigen Beschleunigungen und die überraschende Wendung nach Dur fast nicht glauben wollend beginnt das Klavierduo Schuberts Fantasie in f-Moll D. 940, zerschlägt dann mit wuchtig harten Akkorden diese Wehmut und steigert sich gewaltig in eine große Fuge, bis das Thema resigniert wiederkehrt und von der Coda endgültig zertrümmert wird.
Wehmut prägt auch die Variationen über ein Thema von Schumann von Johannes Brahms op. 23. Aber Schuch und Ensari schlagen energisch gewissermaßen Funken daraus. Sie schwelgen in der typisch Brahms’schen Sexten-Seligkeit, bis in der unheilschwangeren vierten Variation die Bassnoten pochen, rumoren und drohen. Düster-glanzvoll gipfeln diese Variationen in einem Trauermarsch.
Gewaltige bis gewalttätige Energie, aber auch sinnliche Klangmagie in den Sexten-Parallelen entfesseln die beiden Pianisten auch in der monströsen Großen Fuge in B-Dur aus Beethovens Streichquartett op. 133, die er selbst für vier Hände eingerichtet hat.
Man möchte schon gerne wissen, wer wann links oder rechts am Flügel und dann vor allem, wer an welchem Flügel sitzt in den drei Teilen der „Visions de l’Amen“ von Olivier Messiaens für zwei Klaviere: Denn dem einen Klavier sind vor allem die rhythmischen Impulse und das Akkord- und Passagenwerk zugedacht, während das zweite alles Thematische artikuliert und die Expression der einzelnen Teile formuliert. Messiaens „versuchte mit diesem Zyklus nichts weniger, als die Zeit anzuhalten“, schreibt das Pianisten-Ehepaar dazu im Booklet. Mystisch-farbige, verklärt-schillernde und süchtig machende Klänge, die die Ewigkeit ahnen lassen, entlocken Schuch und Ensari den beiden Flügeln – die eigentliche Sensation dieser CD. RAINER W. JANKA