Zeitreise durch musikalische Schatzkammer

von Redaktion

Bewegendes „Solo“-Programm von Pippo Pollina im Rosenheimer Ballhaus

Rosenheim – Mit seinem aktuellen Programm „Solo“ nahm der sizilianisch-schweizerische Cantautore Pippo Pollina das begeisterte Publikum im nahezu ausverkauften Ballhaus mit auf eine emotionale, musikalische Reise durch sein umfangreiches Repertoire aus mittlerweile 25 Alben und mehreren Jahrzehnten Musikkarriere.

Allein
auf der Bühne

„Solo“ bedeutete Pippo Pollina und seine Gitarre oder sein E-Piano – ein Format, das ihm als Künstler viel Improvisationsspielraum bei seinen Auftritten ermöglicht. Nach dem melancholischen und zugleich vor allem gegen Ende kraftvoll interpretierten Stück „Aspettando che sia“ aus dem aktuellen Album bekannte der weit gereiste Musiker, dass ein Auftritt in Rosenheim sich für ihn jedes Mal wie ein Heimkommen anfühle, und erinnerte sich an seinen allerersten Auftritt hier in einem kleinen Club in den 90er-Jahren.

Dementsprechend temperamentvoll und inspiriert gestaltet sich Pollinas Auftritt im Ballhaus. Mit „Questa sera“, das Wandel und Rückschau thematisiert, führte er das Publikum zur Erinnerung an seine ersten instrumentalen Schritte mit einer von seinem Großvater zu Weihnachten geschenkten Gitarre. Darauf folgte die Gründung seiner ersten Band namens Agricantus, bestehend aus jungen, politisch engagierten sizilianischen Musikern, die sogar zu einem Auftritt in der damaligen DDR eingeladen wurden.

Das Publikum im Ballhaus erlebte im Laufe des Abends das gelungene Zusammenspiel aus Livemusik, Videoprojektionen und Erzählungen – von den ersten musikalischen Gehversuchen bis hin zu den größten Erfolgen des Liedermachers.

1985 startete Pippo Pollina zu einer Weltreise, die sechs Monate dauern sollte – und nach sechs Jahren tatsächlich endete. Er bereiste unzählige Länder als „so dünner, junger“ Straßenmusikant, den die älteren Leute bisweilen mitleidig ansahen. Pollina blickt dankbar auf diese Zeit zurück und ließ das Publikum durch alte Fotos teilhaben an den Jahren seiner intuitiven Sinnfindung. „Camminando“, die bejubelte Hymne an diese Jahre, die ihn schließlich in seine neue Heimat, die Schweiz führte, thematisiert das Finden des eigenen Platzes in der Welt und wurde vom Publikum begeistert mitgetragen.

Durch Begegnungen und Zusammenarbeit mit anderen Musikern in diesen frühen Jahren, wie zum Beispiel dem rätoromanischen Liedermacher Linard Bardill, der chilenischen Formation Inti-Illimani oder George Moustaki gelang es Pollina, zu seinem eigenen künstlerischen Ich zu finden.

Der zweite Teil begann mit ruhigen, melancholischen Klängen, wobei sein langjähriger Band-Kollege Roberto Petroli Pollina virtuos virtuell auf der Videoleinwand mit Klarinettenklängen beim Titelsong „Nell`attimo“ unterstützt. Weiter ging die Zeitreise 1992 mit einer weiteren schicksalhaften Begegnung: mit dem Liedermacher Konstantin Wecker, mit dem er unter anderem 1993 in Nürnberg und 2007 im Circus Krone in München auftrat. 2001 schließlich, bei einem Auftritt im Bad Aiblinger Duschl-Bräu, entstand eine weitere, höchst produktive Freundschaft mit den Musikern Martin Kälberer und Werner Schmidbauer, aus der ein Album mit bayerisch-italienischen Liedern und eine umjubelte Tournee mit „Grande Finale“ in der Arena von Verona erwuchs – stellvertretend zum Mitträumen gab es hierfür ein Mitschnitt von „Sambadiò“.

Als weiteres virtuell dargebotenes Duett mit Giorgio Conte folgte der Hit „Mare mare mare“. Mit dem rockigen Stück „Sotto la ruota“ verwandelte Pollina den Stucksaal zum Abschluss in eine Tanzfläche.

Abschluss inmitten des Publikums

Für zwei Zugaben kehrte er auf die Bühne zurück: Bei dem flotten „Chiaramonte Gulfi“ wurden die Zuschauer als pfeifende Duettpartner eingebunden, während ein unplugged gespieltes „A mani basse“, bei dem der energiegeladene und charismatische Cantautore den mucksmäuschenstillen Saal mit seiner Gitarre umrundete und auf einen der wenigen freien Stühle stieg, die Zuschauer vollends verzau- berte.

Artikel 1 von 11