Rosenheim/Traunstein – Der preisgekrönte Jugendbuchautor Dr. Alois Prinz hat sich den Biografien bekannter Persönlichkeiten verschrieben. Prinz, der in Kirchheim bei München lebt, kam für zwei Lesungen in die Wirtschaftsschule Kalscheuer in Rosenheim und Traunstein. Im Interview erklärt er, wie er speziell für Jugendliche schreibt und wie er die Persönlichkeiten auswählt, über die er Bücher veröffentlicht.
Herr Prinz, Sie haben schon viele Biografien geschrieben. Was hat Sie am Leben von Martin Luther King besonders interessiert?
Als junger Mensch war ich in den USA. Dort habe ich mitbekommen, was Rassendiskriminierung bedeutet und den Hass auf Afroamerikaner erlebt. Dietrich Bonhoeffer, über den ich auch eine Biografie geschrieben habe, war in den USA ebenfalls konfrontiert mit dieser Diskriminierung. Außerdem interessiere ich mich für religiöse Persönlichkeiten. Martin Luther King hat die Botschaft Jesu und die Praxis von Gandhi für sich zum Vorbild genommen.
Sie haben sich mit den unterschiedlichsten Menschen beschäftigt, etwa mit Jesus oder Joseph Goebbels. Wie suchen Sie sich die Themen aus?
Meist sind es Menschen, die für mein persönliches Leben sehr wichtig waren. Denken und Handeln sind für sie eine Einheit. Hannah Arendt, über die ich auch eine Biografie verfasst habe, hat den Totalitarismus analysiert und sich mit dem Bösen beschäftigt. Man kann daraus lernen, wie heute Propagandisten die Menschen manipulieren. Mit Goebbels wollte ich dieses Böse einmal zeigen.
Haben Sie ihre Biografien speziell für Jugendliche geschrieben?
Ich schreibe für Jugendbuchverlage. Mir ist es wichtig, in diesen Verlagen zu erscheinen, weil ich so in die Schulen zu Lesungen komme. Aber natürlich lesen auch Erwachsene meine Bücher.
Erheben Sie einen pädagogischen Anspruch?
Nein. Ich möchte mit Geschichten Geschichte greifbar und erlebbar machen am Beispiel einer bestimmten Person. Wichtig ist mir aber auch der Bezug zu heute. Die historische Person mit ihrem Handeln ist sozusagen der Kreuzungspunkt von allem, von Ethik, Religion, Geschichte. Ich zeige nur, der Leser, die Leserin soll sich ein eigenes Urteil bilden.
Wie gelingt es Ihnen, Jugendliche für die Themen zu interessieren?
Ich versuche, die Texte so zu gestalten, dass Jugendliche mit ihren Problemen angesprochen werden, dass sie mitgehen und die Geschehnisse intensiv erleben. Sie werden inspiriert, sich damit auseinanderzusetzen. Von den jungen Menschen erhalte ich viele Rückmeldungen.
Was beschäftigt die Jugendlichen am meisten?
Sie wollen etwa wissen, wie weit Widerstand gehen kann und wie man ein selbstständiges, ein eigenständiges Leben erreicht. In der Umbruchphase vom Schüler zum Erwachsenen ist es schwierig, den eigenen Weg zu finden. Ich stelle Lebenswege vor von Menschen, die ihren eigenen Weg gegangen sind und so als Vorbild dienen können.
Was ist Ihr neuestes Projekt?
Es ist ein Buch über Albert Schweitzer und wird im Herbst erscheinen. Der Garten des Menschlichen ist groß. Wir haben alle darin Platz.
Interview: Georg Füchtner