Die Kreisvolksmusikpflege Rosenheim und der „Förderverein Volksmusik Oberbayern“ laden zum eigenen Gestalten der Karwoche und des Osterfestes mit passenden Liedern aus der Überlieferung ein. Reichhaltig und vielfältig sind die Passions- und Ostergesänge aus früheren Generationen und Jahrhunderten. Die Melodien sind oft eingängig und von den Menschen über Jahrzehnte im mündlichen und privaten Gebrauch zurechtgesungen. Die Texte stammen meist aus einer Zeit, in der die Kirchen „mit dem erhobenen Zeigefinger“ die Menschen mit Schuld und Sühne, mit Sünde und Grausamkeit des Leidens bedrückten.
Eva Bruckner und Ernst Schusser haben in der Reihe „Das geistliche Volkslied das Jahr hindurch“ einige gut singbare Lieder aus der regionalen Überlieferung im altbairischen Raum ausgewählt und die Liedtexte sorgsam erneuert, damit sie dem heutigen christlich-ökumenischen Glaubensverständnis und den heutigen Menschen etwas sagen – und Hoffnung und mitmenschliche Liebe in die Welt bringen.
Am Montag in der Karwoche findet seit vielen Jahren um 19 Uhr ein gemeinsames Singen statt, heuer am 25. März wieder auf Einladung der Mesnersleute in der Filialkirche Mittenkirchen zwischen Bruckmühl und Vagen. Unter dem Titel „Als Jesus von seiner Mutter ging, die große Heilige Woche anfing“ feiern die Teilnehmer mit gemeinsam gesungenen Liedern, besinnlicher Harfenmusik von Toni Deuschl und Gedanken über die Liebe Gottes den Beginn der Karwoche.
Die Lieder führen vom festlichen Einzug Jesu in Jerusalem (Palmsonntag, „Gelobt sei, der da kommt“) über seinen Abschied von den Freunden (Gründonnerstag, „Herr, wie du willst“) und dem Blick auf seinen Tod (Karfreitag, „In der ganzen Stadt, da brennet kein Licht“) bis hin zur Auferstehung im Morgenrot am Ostersonntag.
Als besonderer Blickpunkt ist eine neuzeitliche Karwochenkrippe aufgestellt, mit Figuren und Szenen nach den Texten der Evangelien. Diese Leihgabe des Bezirks Oberbayern stammt aus Ingolstadt-Zuchering und wurde von einem Krippenbauer ans ehemalige „Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern“ gegeben. Wer eine Laterne oder Kerze mitbringt, kann ein Licht der Hoffnung, Liebe und Freude mit nach Hause nehmen. Über Generationen sind die jungen und älteren Leute schon an den Ostermontagen in der Natur unterwegs. Bei jedem Wetter, hoffentlich aber ohne Regen, machen sie sich mit Freunden auf zum „Emmausgang“. Dies erinnert an den Text im Lukas-Evangelium: Zwei Freunde von Jesus gehen von Jerusalem in ein kleines Dorf mit Namen „Emmaus“. Sie reden darüber, dass Jesus gestorben ist, aber sein Leichnam aus dem Grab verschwunden ist. Ein Dritter gesellt sich zu ihnen und erklärt ihnen, was dieses bedeutet. Es ist der auferstandene Jesus, den sie aber nicht erkennen. Erst als er mit ihnen gemeinsam zu Abend isst und wie früher das Brot bricht, erkennen sie ihn – und er entschwindet ihren Augen! Eine wunderbare Geschichte über die Kraft von Glaube und Hoffnung.
Seit vielen Jahren machen wir in der Reihe „Das geistliche Volkslied das Jahr hindurch“ jeweils am Ostermontag einen volksmusikalischen Emmausgang. Heuer treffen wir uns am 1. April um 13 Uhr an der Kirche in Berganger im Landkreis Ebersberg, direkt angrenzend an den Landkreis Rosenheim. Zum Gedenken an den verstorbenen Ebersberger Kreisheimatpfleger Markus Krammer, der jahrelang diese Emmaus-Gänge mitgestaltet hat, gehen wir mit Osterliedern über die Auferstehung und mit Frühlingsliedern zu Kirchen und Kapellen. Von Berganger führt der Weg nach Weiterskirchen und dann nach Georgenberg. In den Kirchen werden auch passende Heiligenlieder angestimmt.
Wir freuen uns über viele Besucher, die es einmal mit dem Singen in der Gemeinschaft probieren wollen, ob am Montag in der Karwoche in der Kirche von Mittenkirchen oder am Ostermontag beim „Emmaus-Gehen“. Die Besucher erhalten Liederblätter zum Mitsingen. Informationen gibt es beim Förderverein Volksmusik Oberbayern (83052 Bruckmühl, Pfarrweg 11, Telefon 08062/8078307, E-Mail: ernst.schusser@heimatpfleger.bayern). ernst schusser