„Musik ist das Geräusch, das denkt“

von Redaktion

Der Komponist Walther Prokop liest aus seinen autobiografischen Schriften

Rosenheim – Weitere Stühle mussten in den Pfarrsaal von St. Hedwig geschleppt werden, weil so viele Walther Prokop, den pensionierten Musiklehrer, Kulturkritiker und Komponisten, hören wollten. Prokop las sehr lebendig, wohlartikuliert und gestenreich und durchaus amüsant aus seinen autobiografischen Schriften.

Mild-ironisch erzählte er von seiner Verhaftung im Rosenheimer Katholizismus, vom Blick in den Süden von seinem Elternhaus in Rosenheim, vom Studienbeginn an der Münchner Musikhochschule und vom Beginn seiner Musiklehrertätigkeit im Gymnasium in Gars sowie von seiner Zeit als Leiter der Kirchenchors in Mittergars, wobei er die Menschen, die seinen Lebensweg kreuzten, genau konturiert schilderte.

„Musik ist das Geräusch, das denkt“, ein Zitat von Victor Hugo, ist der Titel seiner diesbezüglichen Memoiren.

Vor allem bekannte Prokop sich als Lesesüchtigen, sodass die Erzählungen über seine vielfältigen Lektüren mehr Raum einnahmen als die über Musik. Von seiner Komponistentätigkeit gar erzählte er gar nichts. Homers „Odyssee“ war ihm im Ignaz-Günther-Gymnasium ein großes Lektüreerlebnis, vergnüglich war ein fiktives Interview mit Erich Kästner, dramatisch die Episode, als er sich im türkischen Antalya verlaufen hatte. Aus seinen Bekenntnissen „59 Favoriten – meine Lieblingskomponisten von A bis Z“ las er nur eines, das über Franz Schubert, den „Bub vom Himmelpfortgrund“.

Drei junge Musiker „mischten die Lesung auf“, wie Prokop schmunzelnd sagte: Das Ensemble „34u“ (gesprochen „Three four you“), bestehend aus Benno Panhans (Gitarre), Jakob Kastner (Steirische Ziach) und Raphael Bauer (Kontrabass) spielte sehr versiert und animiert einen Mix aus Volks-, Pop- und Jazzmusik, wobei sich bisweilen die Volksmusik unmerklich in Jazz wandelte. Viel herzlicher Zwischen- und langer Schlussapplaus war Prokops Belohnung für diesen Leseabend.Rainer W. Janka

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