Ein Passionskonzert voller Kostbarkeiten geistlicher Musik

von Redaktion

Wasserburger Bach-Chor und Bach-Collegium Wasserburg geben Konzert in der Klosterkirche St. Michael in Attel

Wasserburg – Das Faure-Requiem als Hauptwerk des Passionskonzerts, dazu noch weitere Kostbarkeiten geistlicher Musik von Puccini und Bruckner: Das Programm des Wasserburger Bach-Chores und des Bach-Collegium Wasserburg unter der Leitung von Angelica Heder-Loosli versprach einen gehaltvollen musikalischen Abend in der Klosterkirche St. Michael in Attel.

Der Chor sang gleichbleibend klar, transparent und sehr gut artikulierend. Ein bisschen mehr Dynamik und Ausdruckskraft vor allem im ersten Teil des Programms hätte dennoch gutgetan. Das Orchester: gut phrasierend und ausgewogen im Zusammenklang mit Solisten und Chor.

Und doch wirkte das Zusammenspiel nicht rund. Ein konsequentes Nachstimmen wäre angesichts der Temperaturen sehr dienlich gewesen. So konnte die harmonisch so reiche Musik leider nicht ihren vollen Glanz entfalten. Und dennoch entwickelte das Passionskonzert im Verlauf des Konzertabends seine Wirkung.

Angelica Heder-Loosli setzte nämlich durchweg auf einen geschmeidigen Ton und bedächtige Tempi. Anlässlich des 100. Todestags von Giacomo Puccini erklang eingangs dessen Requiem – ein dreistimmiger gemischter Chorsatz, lediglich begleitet von Solo-Viola (Rainer Heilmann-Mirow) und Orgel (fein kultiviert Thomas Pfeiffer), eine innige, ausdrucksvolle Trauermusik.

Nach kleinem Umbau trat der Kammerchor Incantiamo auf, der sich aus Mitgliedern des Bach-Chores zusammensetzt: Nur begleitet von der Orgel sang der Kammerchor durchlässig und klanglich ausgewogen die Messe für Gründonnerstag WAB 9 und das „Libera me,“ WAB 21 von Anton Bruckner. Ein schöner Zug, diesen Komponisten in dessen 200. Todesjahr mit diesen beinahe kammermusikalisch anmutenden Werken zu ehren. Spätromantik, zeitlose schwebende Schönheit, die sich bei Gabriel Faures Pavane op. 50 fortsetzte.

Das „O salutaris“, op. 47,1 für Bariton-Solo (Wolfram Hartleif mit wunderbarem warmen Timbre), Hörner, Streicher und Orgel wirkte wie ein Gebet. Das „Ave verum“ op. 65 für vierstimmigen Chor und Orgel war Gebet und Verehrung zugleich. Nicht minder ergreifend dann die musikalische Verdichtung der „Cantique de Jean Racine“ op. 11, für großen Chor, Streicher und Harfe (einfühlsam hier Caroline Schmidt-Polex) und Orgel, vereint im Lob Gottes.

Ein wunderbarer Introitus für das Requiem op. 48, das eben nicht auf Dramatik zielt, sondern Trost und Hoffnung spenden will. Kein übergewichtiges, von Rache und Höllenqual schreiendes „Dies irae“, da ist nichts drin vom brutalen Stachel des Todes, von den Schrecken des Jüngsten Gerichts, das im „Libera me“ beim Chor nur ganz kurz anklingt. Statt dessen immer wieder das ewigen Frieden und Erlösung verheißende „Dona eis requiem“ und die Bitte um die Ruhe der Toten.

Die Solo-Stellen beim „Hostias“ und im „libera me“ intonierte Wolfram Hartleif mit angenehmer stimmlicher Zurückhaltung. Für das „Pie Jesu“ eine klare, reine Mädchenstimme einzusetzen, mag eine gute Idee sein. Aber Karolina Hartleifs Gesang war nicht tragend genug und war vermutlich in den hinteren Reihen des Gotteshauses nicht mehr zu hören.

Je mehr das Requiem fortschritt, umso mehr steigerten sich Chor und Orchester: Rein und erhaben stieg das „Sanctus“ auf. Aufhorchen ließ auch die Leichtigkeit der Männerstimmen im „Agnus Dei.“ Engelsgleich wirkte das „In paradisum“: Sanft und mit schlankem Ton schlangen sich die Soprane in paradiesische Gefilde empor. So schön war dieser Teil gestaltet, dass man sich schon fast freudig ins Paradies geleiten ließ. Eine feinfühlige Interpretation. Alles in allem ein Passionskonzert voller Kostbarkeiten geistlicher Musik.

Elisabeth Kirchner

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