Wasserburg – Lieder und Geschichten rund um den Frühling begeisterten bei den 51. Volksmusiktagen im Rathaussaal. „Im Fruahjahr, wenn d‘ Vogal wieda singan“ bot ein stimmiges Programm mit tollen Stimmen und hervorragender Instrumentalmusik.
Die traditionelle Volksmusik erfährt in Bayern eine Renaissance. Säle und traditionelle Wirtshäuser, wo es sie noch gibt, sind voll bei Musikantentreffen oder Wirtshaussingen. Auch die Wasserburger Volksmusiktage zählen zu kulturellen Höhepunkten in der Innstadt.
Seit dem Jahr 1998 organisiert Claudia Geiger die im Frühling stattfindende, zehntägige Veranstaltung. Der Abend im Rathaussaal gilt als Höhepunkt und bot in diesem Jahr wieder einen breit gefächerten Querschnitt durch das Genre der echten, bairischen Volksmusik.
Das Erwachen der Natur und die „Liab“
Passend zur Jahreszeit standen das Erwachen der Natur und, wie sollte es anders sein, die „Liab“ im Mittelpunkt. Sprecher Heine Albrecht aus Siegsdorf begeisterte das Publikum gleich am Anfang mit einem Gedicht und stellte sich dann vor: „Deutschlands bester Sprecher“, es folgte eine Denkpause, „bin i leider ned“, meinte er recht bescheiden. Der Leiter der Musikschule Traunstein und Landwirt erwies sich jedoch als exzellenter Botschafter in Sachen Volksmusik und Brauchtum, sympathisch und humorvoll, ein Moderator wie man ihn sich wünscht. Auf die Musik und den Gesang der fünf Volksmusikgruppen abgestimmt waren seine Geschichten und Gedichte als Überleitung – mal besinnlich, mal ein wenig frech und immer unterhaltsam.
Zum musikalischen Frühlingsauftakt begrüßte Heine Albrecht den Ebersberger Singkreis, der im Mai sein 60-jähriges Bestehen feiert. Die rund 30 Sängerinnen und Sänger des Chors haben sich der weltlichen und der geistigen Volksmusik verschrieben. Der Singkreis begeisterte mit traditionellen Liedern zum Erwachen des Frühjahrs, der Fastenzeit und zum Leben auf der Alm. Mit wohlklingenden, ja unverkennbaren Stimmen überzeugte auch der Lindmair Dreigsang aus Fischbachau.
Marlene Lindmair und ihre beiden Töchter Simone Kiesenhofer und Constanze Wegmann sangen dreistimmige, berührende altbairische Lieder und Jodler.
Eher ruhigere Kompositionen und spirituelle Lieder zeichneten das Wössner Erntedank Ensemble aus, eine perfekte Harmonie zwischen Zither, Hackbrett, Bassgeige, Harfe und zwei Gitarrenstimmen. Schneidige Polkas, Walzer und Landler wiederum brachte die Ottinger Klarinettenmusi aus St. Leonhard am Wonneberg bei Waging zu Gehör. Recht flotte Tänze und Märsche spielte auch die „Schladl-Musi“ aus Unterneukirchen bei Altötting, besetzt mit zwei Flügelhörnern, Posaune, Diatonischer Harmonika, Zither, Kontrabass und einer Gitarre.
Mit der Polka „Ist die Welt auch noch so schön“ aus der Paul-Lincke-Operette „Frau Luna“, komponiert um 1910, ging dann ein Volksmusikabend zu Ende, der für jeden Geschmack etwas zu bieten hatte. Gerne hätte man noch mehr gehört. So sollte Volksmusik sein, unterhaltsam, traditionsbewusst und zugleich beschwingt, aber ohne überhitzte Herz-Schmerz-Duselei wie sie in der volkstümlichen Musik oft vorkommt. Alle fünf Gruppen ergaben zusammen ein authentisches und bestens abgestimmtes Programm, das keine Wünsche offenließ.