„Ich muss Sie warn“, sagt Dr. Vera Hülsmann alias Schauspielerin Sybille Waury zu Tina Brenner alias Schauspielerin Anita Eichhorn, als Sie in der TV-Serie „Dahoam is Dahoam“ unlängst das Angebot erhält, für die Mitwirkung an einem Dreigesang Bairisch zu lernen. „Aber so’n tolles Angebot kann ich gar nich ablehn“, fügt die Vera in ihrem norddeutschen Dialekt hinzu.
Der Bairisch-Unterricht bei der Oberpfälzerin Tina, die, wie Anita Eichhorn kürzlich verriet, für ihre Rolle selbst erst das in Oberbayern übliche Bairisch lernen musste, scheitert aber schon beim Zwielaut (Diphthong) /oi/ im Wort „oiwei“, also „allerweil“ = immer. Warum die Vera aber nach einigen Irrungen und Wirrungen dennoch beim Dreigesang mitwirkt und nicht nur das „oiwei“ gut hinbekommt, liegt am gesungenen Boarisch. Studienkollegin Andrea Münch, die normalerweise kein Wort Bairisch spricht, singt ebenso wie die Vera boarische Lieder in einem astreinen Bairisch! Für all jene an der bairischen Sprache Interessierten, die es nicht so gern mit dem Singen haben, sei eine weitere Methode empfohlen, die allerdings erst Anfang nächsten Jahres angewandt werden kann: Bairisch per auf Bairisch ausgesprochene Ortsnamen unserer Region im Internet abhören! Und das geht so: Seit einigen Monaten lassen sich im Auftrag der Kommission für bayerische Landesgeschichte und des Vereins für Orts- und Flurnamenforschung einige Sprachwissenschaftler, sogenannte Exploratoren, von schon etwas betagteren Gewährspersonen aus unseren Gemeinden die einzelnen Ortsnamen der Gemeinden vorsprechen und halten diese bairischen Aussprachen mit Hilfe eines digitalen Aufnahmegeräts für immer und ewig fest. Die Resultate sind dann in einigen Monaten im „Netz“ abhörbar.
Schauspielerin Sybille Waury könnte das /oi/ in „oiwei“ etwa am in unserer Region gleich zweimal vorkommenden Namen „Altenburg“ üben. Dank der Vokalisierung des /l/ zum /i/ und der Verdumpfung des /a/ zum /o/ – beispielsweise „ich mag dich“ lautet „ i mog di“ – ist hier ein „Oidnburg“ zu hören.
Eine weitere Hürde des a-Lautes stellt der Gegensatz „normales a, nicht zu o verdumpftes a“, und „umgelautetes a“, das ganz hell klingt, dar: Brannenburg als „Brannaburg“ mit normalem /a/, aber „Aßling. Ast, Grafing, Waching“ mit hellem /á/.
Das lange, nasalierte und geschlossene /ô/ entsteht durch die Silbe /an/, so etwa in Antritt (Gemeinde Brannenburg) als „Oodritt“. Oberbürgermeister Christian Ude hat beim Oktoberfest 21-mal das „oozapft is“ falsch als „ozapft is“ ausgesprochen. Aber schwoammas owi; owi aber bittschön mit verdumpftem, kurzem a, siehe „i mog di“.
Bei der Schreibung <ai> ist zumeist ein /oa/ zu hören: Bad Aibling ist „Oabling“, manchmal auch „Oawen“. Aber im Namen von Mailing wirkt das althochdeutsche lange /î/ im Personennamen Mîlo nach, welches später zu /ei/ diphthongiert wurde. Also: „Meiling“ für Mailing. Das alles nur als kleine Auswahl! Wir geben Bescheid, wann man unsere Ortsnamen dann im Internet abhören und dabei sein Bairisch verfeinern kann.
armin höfer