Berückender pianistischer Klangzauber

von Redaktion

Herbert Schuch spielt sechs Klaviersonaten von Mozart im Kursaal von Bad Aibling

Bad Aibling – „Mozart. Das bedeutet, die Welt hat einen Sinn, und er ist uns erspürbar im Gleichnis der Musik.“ Dieses Zitat von Hermann Hesse hat der Pianist Herbert Schuch mit sechs Sonaten des Salzburger Genies im kleinen Kursaal von Bad Aibling gleichsam zum Erklingen gebracht. Der scheidende Kulturreferent Christoph Maier-Gehring erklärte bei seiner Begrüßung, dass er sich zum Abschied ein Konzert mit Herbert Schuch bestellt habe.

Dramaturgische
Reihenfolge

Schuch, der im Oktober bereits sechs Klaviersonaten von Mozart auf Schloss Neubeuern gespielt hat, interpretierte nun sechs weitere Sonaten. Der Pianist geht dabei nicht chronologisch vor, sondern stellt sein Programm musikalisch-dramaturgisch zusammen.

Schuch begann mit der Sonate in B-Dur KV 333, einem ausgewogenen Meisterwerk voller instrumentaler Brillanz. Leicht, ruhig und fließend spielte er das Allegro, sinnend und oft mit geschlossenen Augen das feierlich-ernste Andante cantabile, fröhlich und heiter hüpften und trillerten die Töne im Allegretto grazioso. Dem Pianist gelang es mühelos, die sich am Ende zum Konzertanten gesteigerte Virtuosität völlig unprätentiös und klanglich glanzvoll zu Gehör zu bringen.

Die Es-Dur Sonate KV 282 komponierte Mozart während seines Aufenthalts in München anlässlich der Produktion der Oper „Die Gärtnerin aus Liebe“ . Mit weichem Anschlag interpretierte Schuch das liedhafte Adagio, dessen Lyrismen das Publikum bezauberten. Tänzerisch ausgelassen erklang der Mittelteil mit den beiden Menuetten, voller schlichter Kunstfertigkeit war das Allegro mit dem erst leicht graziösen, dann hartnäckig im Bass erklingenden Oktavensprung des Themenkopfes.

Mozarts c-Moll Sonate ist ein Dokument der Trostlosigkeit und Verzweiflung. Schuch spielte die Sonate mit innigem Ernst, Temperament und Leidenschaft, aber auch mit großer Zartheit und Sensibilität. Kräftig donnerten die Akkorde zu Beginn des Allegro molto, ergreifend wirkten die von der Höhe zu Tiefe und wieder zur Höhe rauschenden Läufe, am Ende löste sich der Satz auf in ein gespenstisches Nichts. Nach dem beglückenden Monolog im Adagio steigerte Schuch das düstere, an Beethoven erinnernde Finale in wilder Rasanz.

Die Sonate KV 545 in C-Dur, die sogenannte „Sonata facile“, schrieb Mozart vermutlich für Unterrichtszwecke, obgleich sie wegen ihres vielschichtigen Aufbaus nicht leicht zu spielen ist. Herrlich klangen die etüdenhaften Läufe und Arpeggien im Allegro, lieblich die Melodie im Andante, kindlich verspielt das abschließende heitere Rondo.

Witzig und effektvoll pointiert war die folgende C-Dur Klaviersonate KV 309. Leicht und lebhaft tupfte Schuch die zwischen Lachen und Weinen schwankende Melodie im Allegro con spirito mit einer zu Herzen gehenden liedhaften Melodie. Auf ein zugleich tiefes und graziöses Andante spielte Schuch das Rondo hell, licht und duftig mit einer betörenden Leichtigkeit.

Klangschön
und farbig

Zum Abschluss erklang Mozarts strahlende A-Dur Sonate KV 331. Mit der Klangschönheit und Farbigkeit der Komposition schien der Pianist förmlich zu verschmelzen. Die sechs fantasievollen, zwischen Piano und Forte wechselnden Variationen im Andante grazioso und der mitreißende „türkische Marsch“ im Schlusssatz bannten das Publikum. Einen berückenden Klangzauber schuf der Pianist mit den rauschenden Sechzehntelpassagen im Menuett und Trio. Im Rondo alla Turca ersetzte Schuch, so schien es, ein ganzes Orchester mit Trompeten, Flöten, Trommel und Becken. Nach dem stürmischen Applaus bedankte sich Schuch beim Publikum mit einem zarten Prélude von Debussy.

Artikel 7 von 10