„Hab Spaß, aber versau es nicht“

von Redaktion

Singer-Songwriter Kelvin Jones kommt ins Kultur- und Kongress-Zentrum Rosenheim

Rosenheim – Kelvin Jones kommt am Mittwoch, 10. April, mit seiner Tour „Live 2024“ ins Kultur- und Kongress-Zentrum in Rosenheim. Mit im Gepäck: seine neue Single „Piano“. Worauf sich die Zuschauer noch freuen können und was er geworden wäre, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte, verrät er im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen. Um Punkt 14 Uhr meldet er sich wie vereinbart am Telefon mit den Worten „Hey, this is Kelvin Jones“, es wird sich sofort geduzt, die Atmosphäre ist locker.

Warst Du schon einmal in Rosenheim?

Das ist eine gute Frage, aber ich glaube nicht.

Am Mittwoch, 10. April, ist es soweit: Hast Du Zeit, Dir die Stadt ein wenig anzuschauen?

Das weiß ich noch nicht genau. Aber ich mag es gerne, vor Shows durch die Stadt zu spazieren. Es hilft mir dabei, zu verstehen, wie eine Stadt tickt und welche Kultur es gibt. Ich mag es auch, zu sehen, welche Menschen in der Stadt leben und welche Sprachen beziehungsweise Dialekte gesprochen werden.

Worauf freust Du Dich bei Konzerten am meisten?

Da gibt es viele Dinge. Aber ich glaube, mein absoluter Lieblingsmoment ist der Moment kurz vor der Zugabe. Dann, wenn wir schon eine Stunde gespielt haben, die Bühne verlassen, nur um dann das Publikum zu hören, wie es nach einer Zugabe verlangt. In diesem Moment sind wir alle sehr zufrieden und irgendwie auch ein bisschen aufgekratzt, weil wir wissen, jetzt kommen noch einmal fünf Lieder. Das ist ein gutes Gefühl.

Eine Besonderheit bei Deinen Konzerten: Es gibt keine Setlist. Warum?

Weil ich faul bin (lacht). Nein, das war nur ein Spaß. Irgendwann war es einfach langweilig, immer die gleiche Show zu spielen. Man verlernt, im Moment zu leben, und alles läuft irgendwie automatisiert ab. Aber wenn es keine Setlist gibt und man nicht weiß, welches Lied als Nächstes kommt, bleibt einem nichts anderes übrig, als im Moment zu leben. Mein Manager war übrigens lange Zeit überhaupt kein Fan von der Idee, dass es keine Setlist gibt. Es hat ein paar Monate gedauert, bis ich jeden aus dem Team überzeugt habe. Mittlerweile kann sich niemand mehr vorstellen, noch nach einer Setlist zu spielen.

Also gibt es keinerlei Routine?

Nein. Das einzige, was ich meiner Band vor jedem Auftritt sage, ist, dass sich jedes Konzert unterscheiden muss. Wenn wir also beispielsweise eine Show mit einer langsamen Ballade beginnen, wird es am Tag darauf mit ziemlicher Sicherheit mit einem Partylied losgehen. Und dann schauen wir einfach, wie sich der Abend entwickelt und wie das Publikum drauf ist. Fest steht: Es wird ein unvergesslicher und einzigartiger Abend. Bei jedem meiner Auftritte gibt es etwas Neues.

Woher nimmst Du die Inspirationen für Deine Lieder?

Meistens geht es um die Liebe. Ich bin 29, aber im Herzen bin ich, glaube ich, 13 (lacht). Auf meinem Album drehen sich viele Lieder um Religion oder um meine Eltern. Mein Vater ist jetzt fast 60 und das macht mir an manchen Tagen Angst. Dieses Gefühl findet sich in meinen Liedern wieder. Aber ich schreibe auch Texte über das Älterwerden und wie mich das in Teilen verunsichert. Meine Lieder sind für mich wie Therapie.

Setzt Du Dich jeden Tag an den Schreibtisch, um neue Liedtexte zu schreiben?

Nein, dafür bin ich nicht deutsch genug (lacht). Ich komme aus Simbabwe, da geht es viel um das, was sich richtig anfühlt. Am Ende des Tages ist es doch nur Musik. Ich liebe es, in Italien in der Sonne zu liegen, Spaß zu haben und hin und wieder ein neues Lied zu schreiben.

Es gibt schlimmere Berufe.

Ja, ich kann mich sehr glücklich schätzen.

Was hättest Du denn gemacht, wenn es mit der Musik nichts geworden wäre?

Ich bin sehr hübsch, vielleicht wäre ich also Model geworden (lacht). Wobei das zu einfach wäre. Vielleicht irgendwas in Richtung Comedy. Ich mag es einfach, Spaß zu haben, und nehme die Dinge meistens nicht allzu ernst.

Welches Deiner Lieder ist Dein Lieblingslied?

Da gibt es viele, wie viel Zeit hast Du (lacht)? Ich würde sagen, das Lied „Cry A Little Less“. Es ist eine Ballade, die ich in fünf Minuten geschrieben habe. Es reimt sich nicht und ist auch nicht besonders gut geschrieben. Aber es ist ein Lied, das von Herzen kommt, und deswegen mag ich es so gerne.

In Rosenheim gibt es zudem ein Schmankerl für alle Fans: Erstmals singst Du Dein neues Lied „Piano“.

Es ist ein sehr gutes Partylied, das perfekt in den Frühling passt. Ich habe sehr viele Fans in Rosenheim, die darauf warten, dass ich endlich mein neues Lied auf der Bühne spiele. Wahrscheinlich würden sie mich umbringen, wenn ich es nicht singen würde. Deswegen werde ich es zu meiner eigenen Sicherheit lieber spielen (lacht).

Bist Du vor Auftritten immer noch nervös?

Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen. Das Schreiben von Liedern gehört nicht unbedingt zu meinen Hobbys, dafür Liveshows umso mehr. Ohne die Möglichkeit, auf der Bühne zu stehen, würde ich wahrscheinlich keine Musik machen.

Hast Du ein Ritual, kurz bevor es auf die Bühne geht?

Nein, nicht wirklich. Vor Auftritten hat mein Bruder immer zu mir gesagt: „Hab Spaß, aber versau es nicht“. Das sage ich seitdem auch immer zu meiner Band.

Gibt es jemanden, mit dem Du gerne mal auf der Bühne stehen würdest?

Michael Jackson und Prince – wenn sie nicht schon tot wären – aber auch Beyoncé, Teddy Swims oder Lewis Capaldi. Ich bin ein sehr großer Fan von Menschen, die eine starke Stimme haben.

Interview: Anna Heise

Das Konzert

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