Kolbermoor – Die Osterfreude äußert sich auch darin, dass der Priester in der Osternacht manchmal Witze erzählt – wie es heuer der Passauer Bischof Stefan Oster getan hat, was als Youtube-Video viral ging. Beim Orgelmittwoch in der Kirche „Wiederkunft Christi“ in Kolbermoor hatte Bastian Fuchs, Kirchenmusiker an der Mariahilf-Kirche in München/Au und von Grund auf fröhlich, viel Osterfreude mitgebracht, dazu recht unbekannte Werke: Humor mit Spannung. Sehr bekannt ist die F-Dur-Toccata BWV 540/1 von Bach mit der suggestiv in die Tiefe steigenden Bass-Passage: Die nahm Fuchs eher tänzerisch fein als mächtig, die Toccata hatte fröhlichen Schwung.
Den Organisten bekannt ist die „Incantation pour un jour saint“ von Jean Langlais (1907 bis 1991), also die Beschwörung eines heiligen Tages – es ist Ostern gemeint, weil hier der Ruf der Osternacht thematisiert wird: „Lumen Christi!“, Licht Gottes. Und tatsächlich schießen hier Akkordkaskaden wie Lichtbündel hervor, die sich am Ende gleißend in voller Klangpracht verstärken, von Bastian Fuchs glänzend in Szene gesetzt.
Zwischen diesen beiden Werken also Unbekanntes: Heiter schnurrig klingt „Will O‘ the Wisp“, zu Deutsch „Irrlicht“, von Gordon Balch Nevin (1882 bis 1943), von Fuchs mit überraschenden Klangmixturen verziert. Die Toccata aus der „Easter Suite“ von Charles Callahan (1951 bis 2023) umspielt reichhaltig den Osterhymnus „O Filii et filiae“, und dieser Hymnus ist auch das Thema der „Suite im französischen Stil“, die Bastian Fuchs selber komponiert hat.
Es ist eine im Moment geborene Improvisation: Der Organist hat dafür nur ein Skizzenblatt auf dem Notenbild liegen. Anfang und Ende dieser fünfsätzigen Suite erklingen mit vollem Orgelwerk und teilweise festlich punktierter Freude, dazwischen gibt’s einen zweistimmigen Kanon ohne Pedal und ein schön vor sich hinsingendes Stück mit dem Titel „Rezit de Nazard“ – „Nazard“ ist eins der Aliquotregister, das ist ein Register, bei dem nicht der angeschlagene Ton selber erklingt, sondern dessen Obertöne, mit durchaus berückender Wirkung. „Basse de Trompete“ ist dann wieder toccaten-fröhlich: Insgesamt eine hübsche Bereicherung der Orgel-Literatur.
Bastian Fuchs‘ immer temperamentgeladenes und grundfröhliches Spiel ließ die zahlreichen Zuhörer am Ende sofort enthusiasmiert aufspringen und kräftig applaudieren. Sie bekamen auch noch ein heiter-fröhliches Zugabenstück. RAINER W. JANKA