Rosenheim – Passgenau hatte Christopher Ryser mit dem Kammerchor Rosenheim die zwei Bachkantaten terminiert: Am Schluss der Oster-Oktav, am Weißen Sonntag, führte er in der Nikolauskirche die Kantate zu diesem Sonntag mit dem Titel „Am Abend desselbigen Sabbats“ BWV 42 auf, dazu die Osterjubel-Kantate „Erfreut euch, ihr Herzen“ BWV 66. Dafür hatte er ein opulentes Orchester engagiert, das auf historischen Instrumenten spielte.
Opulenter
Klang
Opulent war denn auch der Klang dieses Orchesters, insbesondere die Bassgruppe mit Cello, Violone und Theorbe; sehr beschwingt, meist ganztaktig und mit viel fröhlichem Tempo dirigierte Ryser und spielte gleichzeitig auf dem Portativ; sehr agil, lebendig und temperamentvoll spielten die Instrumentalisten. Als die ausgezeichnete und koloraturenfreudige Trompete im Eingangschor der Oster-Kantate dazustieß, war der Osterjubel komplett.
Die Solisten standen hinter dem Orchester, waren somit eher in das Orchester eingebettet als herausgehoben und hatten dann doch Mühe, bis hinten in das Kirchenschiff durchzudringen. Mühelos gelang das nur dem Tenor Eric Price, der mit leichter und leuchtender Höhe textverständlich und textausdeutend sang. Die Sopranistin Julia Duscher hatte nur einen kleinen Part im gemeinsamen Duett mit dem Tenor in der Kantate BWV 42, das von heftigen Attacken der Bassgruppe begleitet war, wohl die besungenen Feinde symbolisierend.
Davor hatte die Altistin Veronika Sammer eine ausgedehnte Arie („Wo zwei und drei versammlet sind“), deren geradezu überirdische Ruhe, von den zwei Oboen ausgeschmückt, von Ryser auch wohltuend ruhig ausmusiziert wurde. Die Altistin gestaltet die Arie mit einer natürlich timbrierten Stimme ausdrucksstark und seelenvoll und harmonierte auch sehr gut mit dem Tenor in den Duetten.
Nicht leicht hatte es Thomas Hamberger: Er musste für den erkrankten Bassisten Manuel Winckhler einspringen und buchstäblich über Nacht alles einstudieren. Davon unbeeindruckt sang er seine Rezitative text- und notensicher und seine Arien mit gut geformten Koloraturen. Trotz der als „Feinde“ wütenden Geigen blieb er ein Sicherheit gebender „Schild der Seinen“, wie es in seinem Text heißt.
Der Chor hatte zwei größere Auftritte: Einmal bat er intensiv „Verleih uns Frieden gnädiglich“ und wünschte uns innig und ganz aktuell „Fried und gut Regiment“, das andere Mal stimmte er mit ein in den Jubel der Kantate zum Ostersonntag BWV 66, mit der Orchesterklangpracht wacker mithaltend. Christopher Ryser versetzte diesen im 3/8-Takt tanzenden Chor („Erfreut euch, ihr Herzen, entweichet, ihr Schmerzen!“) in beschwingten Freudentaumel.
Auf den Text dieses Chores bezog sich Hannelore Maurer in ihren Verkündigungsworten mit dem Wunsch, das wahre, das österliche Leben das ganze Jahr über mit innerer Kraft zu leben. Die Zuhörer in der voll besetzten Kirche applaudierten mit äußerer Kraft und österlichem langem Jubel.