Bob Dylan rockt auch auf Bairisch

von Redaktion

Quartett Bavarian Bob präsentiert im Hilgerhof „Liadln“ des Folksingers

Pittenhart – Bob Dylan, der wohl bekannteste und erfolgreichste Singer-Songwriter wird im Mai 83 Jahre alt. Seine Songs sind musikalische Gedichte. Wer sich mit dem amerikanischen Englisch schwertut, konnte sich beim Kulturbredl im Hilgerhof Bob Dylan auf Bairisch servieren lassen. Und die passenden Stories zu den gespielten Werken bekamen sie in gepflegter bayerischer Mundart gleich mitgeliefert. Host mi?

Dylans akustisch geprägtes Songmaterial zu Weißbier und Fleischpflanzerln. Ob das schmeckt? Spannend war‘s auf alle Fälle, was das Quartett Bavarian Bob im historischen Gehöft darbot. Musikalisch hochwertig, auch. Schließlich sind die vier Musiker Abkömmlinge der siebenköpfigen Rockband Dylan On The Rocks. Die neue musikalisch vielschichtige Formation entstand 2022, nachdem man sich, pandemiebedingt, neu ausrichten musste. „The Times They Are A-Changing“, könnte man mit Bob Dylan sagen. Oder aber: „Jetzt kemman andere Zeiten“, wie Bandleader Winfried Klima Dylans Song umtextete.

Wenn aus „Blowin‘ in the Wind“, „De Antwort wahd im Wind“ oder aus „A Hard Rain‘s A-Gonna Fall“, „A schwara Regn werd foin“ wird, ist das zunächst mehr als kurios. Doch je länger man zuhörte, desto stimmiger kamen die Songs – respektive Liadln – rüber. So, als hätte Dylan mal eben auf Bairisch umgeschaltet und so Selbiges ausgedrückt, was er sonst in seiner Muttersprache verlauten lässt.

Einmal auf das – zugegebenermaßen gewagte – Abenteuer eingelassen, erschließen sich einem Dylans Songs ganz neu. Bei der Premiere im Hilgerhof ging das ganz lässig ins Ohr und löste in den Gesichtern der Zuhörer ein breites Grinsen aus. Es ist fast so, als kombiniere man Marshmallows und Obazda – klingt im ersten Moment „varreckt“, aber irgendwie ist man von der völlig veränderten Geschmacksnote auch positiv überrascht.

Diesen akribisch ausgefeilten Mundart-Texten liegt eine jahrelange Detailarbeit zugrunde, verrät Bandleader Winfried Klima, der die werkgetreuen bairischen Übersetzungen schuf. Dabei verlor er in keinem Moment Versmaß und Reimschema aus den Augen. Dazu hatte Winn Dillon (Gesang, Gitarre, Mundharmonika) in Wolfman D (Gitarren, Mandoline, Gesang), Ralf Drum (Schlagzeug, Percussion) und Rhiny McWolf (Bass, Gesang) die offenbar gleichgesinnten Mitspieler gefunden. Das Ergebnis kann sich hören lassen, wenn auch eingefleischte Dylan-Fans die Nase rümpfen könnten. Doch auch Superstar Dylan ist immer für eine Überraschung gut, sodass der amerikanisch-bayerische Obatza im Hilgerhof mundete.

Mitgesungen zu „Irgendwann da woaßt es is vorbei“ („It’s all over now“), „Oida Tamburin Mo“ („Mr. Tambourine Man“) oder „Obegfoin wira Stoa“ („Like a Rolling Stone“) wurde freilich nicht. Allenfalls in den Refrains hätte sich die Chance geboten. Etwa zu „Klopf am Himme o“ („Knockin‘ on Heaven‘s Door“), gab es Mitsingversuche. Doch irgendwie waren die Gäste wohl zu sehr geflasht vom Bavarian-Bob-Projekt – aber unbedingt begeistert, was sich im frenetischen Schlussapplaus zeigte. Kirsten Benekam

Artikel 4 von 9