Zwiefacher mit Whatsapp und Youtube

von Redaktion

58. Hoagascht des GTEV Rosenheim I Stamm im Kultur- und Kongresszentrum

Rosenheim – Die bairischen Volkslieder besingen sonst meist das Dirnei, die Gamserl und das Jagern. Dass es auch heutiger geht, bewies der Haager Viergsang beim 58. Rosenheimer Hoagascht des Trachtenvereins Rosenheim I Stamm im Kultur- und Kongresszentrum. Die vier singen sehr textverständlich und grundiert vom tiefen Bass Lieder, in denen sich das Suserl im Zwiefachen mit Whatsapp, Facebook und Youtube auseinandersetzt oder in denen die Herrlichkeiten oder auch Unannehmlichkeiten des Campingurlaubs humorvoll geschildert werden.

„Zwischen Himmi
und Erdn“

Aber auch besinnliche Lieder haben die vier, die sich aus den Ehepaaren Glück und Urban zusammensetzen, im Programm, ein inniges Liebeslied, eins übers „Dahoam“ mit einem Frauen-Solo und eins übers Frühjahr „zwischen Himmi und Erdn“.

Traditionelle Lieder sangen die Reichersdorfer Sänger, die vom Irschenberg kommen. Die gstandenen Männer, von denen einer dazwischen gemütlich seinen Schmei schnupfte, besangen die lustvolle Arbeit der Holzknechte im Frühjahr, die Freude, ein Rosserer, und den Stolz, ein Schmied zu sein („Ja, d’Arbat vom Schmied, de braucht Kraft und Vostand“), Letzteres in dem bekannten Lied „Aba Hansei, spann ei!“ vom Fanderl Wastl. Sie besangen aber auch den „scheena Singvoglzeisei“ des Dirndls.

Den Anfang und den Schluss machte die fein aufeinander abgestimmte achtköpfige Kühlwognmusi aus Feldkirchen-Westerham, die fast alle Weber heißen und miteinander verwandt sind. Sie können großblechern auftrumpfen, aber auch sehr weich aufspielen. Am interessantesten war der Walzer mit dem Titel „Ag2S“: Das ist die Bezeichnung für Altsilber, weil der Walzer zur silbernen Hochzeit der Eltern von Mitspielern komponiert wurde: ein exquisit gearbeiteter Walzer mit einem Solo für die beiden Basstuben.

Vom gastgebenden Verein kam die Freundschaftsmusi mit Kontrabass, Horn, Ziach und Gitarre – wobei die eigentliche Ziach-Spielerin ersetzt werden musste: Monika Fackeldey, die das Programm wie immer zusammengestellt hatte, war krank. Siamak Golshani, der durchs Programm führte und dabei die einzelnen Gruppen vorstellte, meldete ihr am Ende mittels eines Video-Telefonats, dass alles gut verlaufen sei. Das Horn fungierte in den Walzern, Polkas und Boarischn sowohl rhythmus- als auch melodiegebend.

Inniges
Zusammenspiel

Das Duo Salchegger-Unterberger besteht aus der Harfenistin Magdalena Salchegger vom Irschenberg und Simon Unterberger vom österreichischen Mondsee mit der Steirischen Harmonika, die er geradezu virtuos handhabte. Beide pflegen ein sehr vertrautes, ja inniges Zusammenspiel und ein sehr rhythmusbetontes lebendiges und agiles Musizieren. In einem Harfensolo glänzte Magdalena mit dynamisch subtil abschattiertem Spiel, im „Lahousen-Marsch“ führten beide mit überraschenden Harmoniewechseln zum Trio.

Die Zuhörer im nicht ausverkauften Saal verabschiedeten nach einer Zugaben-Runde alle Mitwirkenden mit lang anhaltendem herzlichen Applaus.

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